Der Zechpreller speiste 15 Mal in Wiener Lokalen.
Vor einem halben Jahr kam Rico L. nach Wien. "Ich wollte mir Österreich immer mal angucken", sagte der Deutsche. Nachdem sein Erspartes bald zuneige ging, setzte er sich in diverse Wiener Lokalitäten und speiste, ohne zu bezahlen. Der 45-Jährige ließ sich die mit Vorliebe bestellten Pizzen und Mehlspeisen schmecken und wartete im Anschluss auf die Polizei. Nach dem 15. Mal wurde er festgenommen.
Innerhalb eines Monats richtete er einen Schaden von 414,40 Euro an, wie am Freitag von Richterin Andrea Philipp-Stürzer erörtert wurde. Der 45-Jährige hatte sich am Straflandesgericht wegen gewerbsmäßigen Betrug verantworten müssen. "Warum haben Sie das gemacht in so kurzer Zeit", fragte Philipp-Stürzer. "Weil ich Hunger und Durst hatte", sagte der Mann, der bei seinem Aufenthalt in Wien zum Schluss auf der Straße lebte. Mit dem Hinweis auf soziale Einrichtungen in der Bundeshauptstadt, sagte der 45-Jährige zur Richterin: "Bei der Caritas bin ich weggeschickt worden."
Der Beschuldigte ging gerne in Pizzerias, aber auch Mehlspeisen dürften zu seinen Favoriten gehören. "Er hatte Kaffee, zwei Weine, ein Essen und zwei Mal Nachspeise", erzählte eine 44-jährige Kellnerin. Danach habe er gebeten, dass er das Geld für die konsumierten Speisen anschreiben lassen dürfe. Ein anderes Mal sagte er, er habe kein Geld, das sei auf der Bank, oder er würde erst morgen kommen, um zu bezahlen. Die Gastronomen alarmierten jedes Mal die Polizei, der 45-Jährige blieb ruhig sitzen und wartete auf die Beamten. Am 2. März war Schluss, einen Tag, nachdem er bei der Aida Torten um 21,70 Euro konsumiert hatte, wurde er festgenommen. Seitdem saß der Deutsche in Wien in U-Haft.
Laut einem Gutachten von Gerichtspsychiaterin Gabriele Wörgötter leidet er zwar an psychischen Problemen und seine Handlungsfähigkeit sei eingeschränkt, jedoch war der Mann zu den Tatzeitpunkten zurechnungsfähig. Er wurde zu einer teilbedingten Strafe von acht Monaten, davon zwei unbedingt verurteilt und noch am Freitag entlassen. "Gehen Sie zur Caritas, wenn Sie zu essen und zu trinken haben wollen", sagte die Richterin. "Wenn Sie noch einmal was bestellen und nicht zahlen, sitzen Sie wieder hier." Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab.
Nachgefragt, welche Pläne der 45-Jährige nun habe, meinte er: "Ich wollte nach Spanien, weil es dort ein bisschen wärmer ist."