In Graz

Prozess: Mann raste mit Auto auf seine Familie los

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Betroffener: "Ich war mit den Nerven fertig" - 30-Jähriger nicht zurechnungsfähig.

Ein Rumäne ist am Mittwoch in Graz vor einem Geschworenengericht gestanden. Er soll im Mai versucht haben, seine Frau, zwei seiner Kinder und einen Passanten zu töten, indem er mit dem Auto auf die Gruppe zuraste. Weil ihn der Gerichtspsychiater als nicht zurechnungsfähig einstufte, beantragte der Staatsanwalt eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher.

"Er hat nach der Tat gesagt, er wollte alle umbringen", betonte Ankläger Christian Kroschl zu Beginn der Verhandlung. Der 30-jährige Rumäne war zuvor schon mehrmals in der ehemaligen Landesnervenklinik Sigmund Freud in Behandlung gewesen, setzte dann aber selbst die Medikamente ab. Im Mai hatte er mit seiner Frau einen heftigen Streit, weil er das Gefühl hatte, sie würde ihn betrügen. Die Frau bekam Angst und ging zur Polizei. Es wurde ein Betretungsverbot verhängt, doch bevor das noch zum Tragen kommen konnte, entdeckte der Mann seine Familie auf der Straße.

Die Frau war mit den ein- und dreijährigen Kindern unterwegs, die in einem Doppelwagen saßen. Der Betroffene gab Gas, raste quer über die Fahrbahn und steuerte genau auf seine Familie zu. Seine Frau stieß den Kinderwagen weg und wurde vom Auto am Oberschenkel erfasst. Die Kinder erlitten Prellungen und Platzwunden, ein Passant konnte gerade noch auf die Seite springen.

Nach der Tat ruhig und gefasst

Nach der Tat war der Rumäne laut Polizei "sehr ruhig und gefasst". Ein Kriminalpolizist gab an: "Er hat eindeutig gesagt, er wollte seine Frau und die Kinder töten." Gutachter Manfred Walzl bescheinigte dem Mann paranoide Schizophrenie, daher wurde er nicht wegen vierfachen Mordversuchs angeklagt, sondern soll nur eingewiesen werden.

"Warum habe Sie das gemacht?", fragte Richter Raimund Frei. "Ich war mit den Nerven fertig. Die Polizei war bei mir zu Hause und ich hatte einen Schock", antwortete der 30-Jährige. Er war außerdem der Überzeugung, dass das jüngste der drei Kinder des Paares - eines war beim inkriminierten Vorfall nicht dabei - nicht von ihm sei. "Wieso sind Sie mit dem Auto auf ihre Frau und die Kinder zugefahren? Dabei kann man jemanden zerquetschen", hielt ihm der Richter vor. "Ich wollte Geld von ihr, zum Spielen", kam die Antwort. "Wenn man eine Familie und Kinder hat, kann man nicht spielen", rügte der Richter. Zum weiteren Verlauf sagte der Mann nicht viel, er konnte sich nach eigenen Angaben nicht mehr an viel erinnern.

Eine Entscheidung der Geschworenen wird für Nachmittag erwartet.

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