Rassimus-Report 2020 mit Schwerpunkt auf ''Black Lives Matter''.
Wien. Die Anti-Rassismus-Initiative ZARA hat im Jahr 2020 einen Rekord an gemeldeten rassistischen Vorfällen verzeichnet. Insgesamt haben sich im Vorjahr 3.039 Menschen an ZARA gewandt, die Rassismus erlebt oder wahrgenommen haben. Gegenüber 2019 ist das ein Zuwachs um 1.089 Fälle. 24 Prozent der Meldungen betrafen Rassismus aufgrund der Hautfarbe. Einen starken Anteil (2.148) hatten Meldungen von Online-Rassismus, was einer Verdoppelung gegenüber 2019 entspricht.
Für ZARA-Geschäftsführerin Caroline Kerschbaumer belegen die Zahlen nicht unbedingt einen Anstieg an Rassismus im Land: "Wir würden sagen, dass das Bewusstsein gestiegen ist", erklärte sie bei der Präsentation des ZARA-Rassismus-Report 2020 am Donnerstag in Wien. Als mögliche Gründe dafür nannte ZARA die Corona-Pandemie, die Black Lives Matter-Bewegung sowie das Attentat im November.
Mehr Meldungen von Online-Rassismus
Als Grund für den starken Zuwachs bei den Meldungen von Online-Rassismus vermutet Kerschbaumer, dass sich das Leben aufgrund der Pandemie noch stärker ins Internet verlagert hat. Auch könnten derartige Vorfälle vergleichsweise leicht gemeldet werden, sagte sie. Und das Thema "Hass im Netz" sei 2020 in den klassischen und in den sozialen Medien auch sehr präsent gewesen, was Bewusstsein schaffe.
Bei einem Viertel der Meldungen handelte es sich um Rassismus, der sich aufgrund der Hautfarbe explizit gegen schwarze Menschen bzw. People of Colour richtete, sagte Dilber Bikme, die Leiterin der ZARA-Beratungsstellen. Besonders stark vertreten war diese Form von Rassismus in der Arbeitswelt.
Antimuslimischer Rassismus machte ein Viertel aus
Antimuslimischer Rassismus machte ein Viertel aller bei ZARA eingegangenen Meldungen aus, dies entspricht einer Verdoppelung gegenüber 2019, sagte Co-Geschäftsführerin Barbara Liegl. Einen Anstieg habe man vor allem nach dem Terroranschlag in Wien vom November verzeichnet. Oft seien Frauen betroffen gewesen, die aufgrund ihrer Erscheinung (etwa durch das Tragen eines Kopftuchs) als muslimisch wahrgenommen wurden. Viele hätten sich zwar zum ersten Mal an ZARA gewandt, seien aber schon davor mehrmals von rassistischen Vorfällen betroffen gewesen, so Liegl. Kerschbaumer verwies darauf, dass die von ZARA dokumentierten Fälle auch insgesamt wohl nur einen kleinen Ausschnitt der Vorfälle aufzeigen.
Seitens der Politik erwartet sich die Initiative nun rasche Schritte. Es sei die Zeit "mehr als reif" für die Umsetzung eines Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus, der im Regierungsprogramm ja angekündigt worden ist, sagte Liegl. Dieser müsse das Ziel haben, alle Formen von Rassismus gleichermaßen zu bekämpfen. Auch erwartet sich die Initiative, dass etwa der Zugang zum Recht auch für jene Menschen gestärkt wird, die Beschwerden gegen etwaiges polizeiliches Fehlverhalten einbringen.
Man sollte es nützen, dass durch die Black Lives Matter-Bewegung im Vorjahr die Bereitschaft bei vielen Menschen zur Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus gesteigert worden sei, sagte Liegl. ZARA unterstützt daher das "Black Voices"-Volksbegehren, dessen zentrale Forderung der Nationale Aktionsplan gegen Rassismus ist.
Grüne versprechen rasche Schritte
Die Grüne Sprecherin für Integrations- und Diversitätspolitik, Faika El-Nagashi, kündigte an, dass sich die Grünen für eine rasche Umsetzung des Nationalen Aktionsplans einsetzen werden. Man werde dabei auch "aktiv den Austausch mit der Zivilgesellschaft suchen". Auch unterstützt sie das "Black Voices"-Volksbegehren: "Als Mitglied im Beirat werde ich bereits vor der parlamentarischen Behandlung die Anliegen aktiv auf die politische Ebene und in die Gespräche mit dem Koalitionspartner einbringen", sagte sie in einer Aussendung.
Als eine der großen Herausforderungen bezeichnete sie vor allem den Kampf gegen den antimuslimischen Rassismus. "Abwertung und Ausgrenzung gegenüber Musliminnen und Muslimen ist in Österreich weit verbreitet und äußert sich durch Beschimpfungen, Übergriffe, Diskriminierung am Arbeitsmarkt und in der Nachbarschaft. Diese Angriffe auf die muslimischen Communities lehne ich auf das Schärfste ab", so El-Nagashi.