Tod im Zinshaus

Spekulant schuld an Tod des Mieters?

Teilen

Wien: Freunde glauben an Mord. Die Polizei an Fahrlässigkeit.

Cafer I. (65), der seit 30 Jahren im Haus in der Esterházygasse wohnte, wollte seine Wohnung nicht aufgeben. Monatelange Verhandlungen mit dem Hausbesitzer, der die alten Wohnungen derzeit in Luxusappartements verwandeln lässt, scheiterten.

"Mein Vater wäre nie ohne Schlüssel aus dem Haus"
Dann, am 2. August, um 17.20 Uhr, fand man den „störrischen“ Mieter. Auf der Gebäudebaustelle. Unter drei Baugittern. Erdrückt. (ÖSTERREICH berichtete.)

Cafer I. war ein Mann mit festen Gewohnheiten, pflegte ein ganz besonderes Samstagsritual: Nach dem Frühstück ging er gegen 7 Uhr zum Bäcker, holte sich eine Topfengolatsche. Gegen 10 Uhr brach er in die Sauna auf. Am 2. August dürfte er nicht dazu gekommen sein. Die Golatsche und die gepackte Saunatasche wurden in seiner Wohnung ebenso gefunden wie sein Schlüsselbund. „Mein Vater wäre nie ohne Schlüssel aus dem Haus“, sagt seine Tochter Asyie S. Außerdem war Cafer I. für seine Verhältnisse ungewöhnlich leger gekleidet. Und der 65-Jährige war 43 Jahre lang Bauarbeiter und wusste, wie man sich auf Baustellen verhält.

Polizei: "Ermitteln wegen fahrlässiger Tötung"
Für ganz so mysteriös hält die Polizei den Fall nicht. „Dass die Baugitter umgekippt sind, verstößt gegen die Bauvorschriften. Wir gehen von einem Unfall aus“, so Thomas Keiblinger, Polizei-Pressesprecher. „Eine Baustelle muss besser gesichert sein. Wir ermitteln wegen fahrlässiger Tötung.“ Im Visier: der neue Hausherr. Es gilt die Unschuldsvermutung.

(kov)

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.