Leoben

14-Jährige aus der 
U-Haft entlassen

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Endlich reagiert die Justiz auf einen Skandal um die U-Haft für ein Kind, das nach massivem Mobbing einen Klassenkameraden niedergestochen hat.

Die Tat im Klassenzimmer in der Theodor-Körner-Hauptschule in Kapfenberg erschütterte im Mai das Land: Die 14-jährige Diana (die Namen aller beteiligten Teenager wurden von der Redaktion geändert) stach ihrem Mitschüler Kevin mit einem Messer in den Bauch – nachdem sie ihm die Baseballmütze vom Kopf gerissen, er sie getreten und in den Schwitzkasten genommen hatte. Weil Diana per SMS angekündigt hatte, Kevin „aufzuschlitzen“, wertete die Anklagebehörde in Leoben die Tat als Mordversuch und nahm das Mädchen in U-Haft.

Ganzer Sommer in
Untersuchungshaft
Gleichzeitig ließ der Staatsanwalt aber außer Acht, dass das Mädchen vom 15-jährigen Gegner und Klassenstärksten mit ähnlich brutalen Worten bedroht worden war (siehe Kasten rechts) und dass Diana schon in der Mittelschule davor ein Mobbingopfer gewesen war – ÖSTERREICH berichtete ausführlich. Für beide Kinder gilt im besonderen Maße die Unschuldsvermutung – Kevin erholte sich schnell im Krankenhaus, Diana musste wegen einer Justizpanne (ein Antrag auf Enthaftung kam um zwei Tage zu spät, dann ging der zuständige Richter auf Urlaub) den ganzen Sommer hinter Gittern verbringen und verzweifelt dort immer mehr.

Spät, aber doch entschied jetzt das Oberlandesgericht, dass man nun nicht mehr von einem Mordversuch, sondern von einer absichtlichen schweren Körperverletzung ausgehen würde. Außerdem wurden mehrere Gutachten in Auftrag gegeben. Über die Anklage wird im Herbst entschieden.

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