Der Grazer Bürgermeister will ein Handyverbot in Parks. Kritiker sagen: "Sprechverbotszonen sind Eingriff in Menschenrechte."
Vor mehr als einem Jahr hob Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) das Handyverbot in Grazer Straßenbahnen und Bussen aus der Taufe. Die Grazer selbst halten sich aber kaum daran - in den Öffis wird munter weiter telefoniert. Nagl glaubt dennoch, mit seiner umstrittenen Maßnahme einen Umdenkprozess ausgelöst zu haben. Die Menschen würden jetzt viel bewusster mit ihren Handys und dem Problem „Lärm in der Stadt“ umgehen, so Nagl. Außerdem, wird der Bürgermeister nicht müde zu betonten, sei es ja gar kein richtiges Verbot, vielmehr handle es sich um ein „Gebot“.
Ruhezonen
Wie ÖSTERREICH berichtete, will der Stadtchef jetzt in
Sachen Lärmbekämpfung noch einen Schritt weiter gehen: Er plant
Mobiltelefone auch teilweise aus dem öffentlichen Raum verbannen. Im
Stadtgebiet sollen sogenannte „Ruhezonen“ eingerichtet werden, Telefonieren
und laute Gespräche sind hier tabu. Die Zonen sollen Erholungsoasen für
lärmgeplagte Bürger sein, bis zum Sommer will der Bürgermeister sein Konzept
umgesetzt haben. Als Ruhezonen praktisch fix sind Teile des Stadtparks und
des Schloßbergs. Für weitere Standorte sucht man noch nach (privaten)
Partnern - Ruhezonen könnten laut einem Nagl-Sprecher etwa im
Franziskanerkloster oder bei den Minoriten am Mariahilferplatz entstehen.
Ohropax
Das Vorhaben des Bürgermeisters findet allerdings nicht
überall Anklang. Kritiker, wie Martin Strobl von der Jungen Generation der
Grazer SPÖ, sehen in Nagls „stillen Örtchen“ nichts anderes als
„Sprechverbotszonen“. „Es ist gesellschaftlich sehr bedenklich, wenn
Menschen nicht mehr miteinander sprechen dürfen. Das ist ein Eingriff in die
Menschenrechte. Nagl verwandelt Graz in ein Benediktinerkloster und macht
die Stadt geistig enger“, ist Strobl empört. Er glaubt die Ursache für
Nagls Abneigung gegen Lärm zu kennen: Der Bürgermeister habe „wahrscheinlich
ein empfindliches Gehör“. Strobl: „Als Sozialdemokrat will ich ihm helfen
und habe ihm daher ein Packerl Ohropax geschickt.“