Nachdem er seine Schwiegereltern verbrannte, ist der Steirer wegen Doppelmordes angeklagt. In seiner Heimatgemeinde gab es eine Unterschriftenaktion für ihn, an der sich der Pfarrer und 1.500 weitere Personen beteiligten. Der Prozess endete ohne Urteil.
Es war eine Kurzschlusshandlung" meinte jener Oststeirer, der am Mittwoch in Graz wegen Mordes an seinen Schwiegereltern angeklagt war. Er hatte das betagte Paar mittels brennendem Flüssiggas getötet, ein anschließender Selbstmordversuch misslang. Der Staatsanwalt sprach von einer geplanten Tat, während der Verteidiger einen Totschlag im Affekt sah. Zugunsten des Angeklagten hat es eine Unterschriftenaktion in seiner Gemeinde gegeben, an der sich rund 1.500 Personen beteiligt haben.
Prozess ohne Urteil
Der heute, Mittwoch, stattgefundene Prozess
endete im Grazer Straflandesgericht ohne Urteil. Weil die Geschworenen
befanden, dass es sich bei der Tat nur um Totschlag, nicht aber um Mord
gehandelt habe, setzte der Richter das Urteil aus. Nun muss das
Oberlandesgericht entscheiden, wie es weitergeht.
"Vorbildliches Leben"
Der 49-Jährige hatte mit seiner
Ehefrau, den Kindern und den Schwiegereltern in einem Haus im Bezirk
Hartberg gelebt. Er war verantwortlich für die Betreuung der beiden
84-Jährigen, wobei die Schwiegermutter aufgrund einer beidseitigen
Beinamputation bettlägerig war.
Zahlreiche Schaulustige
Der Schwurgerichtssaal war ziemlich
voll, zahlreiche Schaulustige, darunter auch Bekannte des Beschuldigten,
waren gekommen. In seinem Eröffnungsvortrag sprach der Staatsanwalt davon,
dass der 49-jährige Oststeirer bis zu der Tat am 3. Oktober des Vorjahres
ein "vorbildliches Leben" geführt habe.
Eine Idee entsteht
Der Beschuldigte schilderte selbst, dass ihm
an diesem Tag bereits auf der Heimfahrt von der Arbeit die Idee zu der Tat
gekommen war. Zu Hause versorgte er zunächst die alte Frau. "Kaum
hab' ich mich hingesetzt, wollte er schon wieder was", schilderte er
die dauernde Beanspruchung durch den Schwiegervater.
Zuerst der Vater
Er schickte seine Frau aus dem Zimmer und holte
eine Propangasflasche. "Ich wollte uns alle drei erlösen",
meinte er. Nachdem er das Gas angezündet hatte, entstand eine eineinhalb
Meter lange Stichflamme, die er auf den alten Mann richtete. Dieser brannte
sofort, konnte aber noch ins Freie flüchten.
Dann die Mutter
Als Nächstes setzte er die Umgebung der
Schwiegermutter in Brand: "Ich wollte, dass wir beide in dem Rauch
ersticken". Doch die Bettlägerige verbrannte hilflos, und er selbst
rettete sich ins Freie. Der 84-Jährige war mittlerweile gestorben.
Anschließend wollte der Beschuldigte Selbstmord begehen, doch das misslang.
Gemeinde steht hinter ihm
"Warum haben Sie das Haus nicht
einfach zurückgegeben und sind weggezogen?", wollte Richter Martin
Wolf wissen. "Weil ich mein ganzes Geld hineingesteckt habe", so
der 49-Jährige. In seiner Heimatgemeinde hat es eine Unterschriftenaktion
für den Angeklagten gegeben, an der sich, so der Verteidiger, sogar der
Pfarrer beteiligt hat.