Schwarzgeld in Hülle und Fülle: Sturm werden Steuersünden von 8,6 Mio. Euro vorgeworfen. „Eklatant unrichtig“, kontert Kartnigs Advokat.
Dass Hannes Kartnig zwei Jahre nach seiner Haftentlassung so strahlt, hat zwei Gründe. Erstens wird der ehemalige „Zar“ von der neuen Vereinsspitze nun zumindest geduldet: Kartnig durfte zur Filmpremiere von „100 Jahre Sturm“. Sogar ein gemeinsames Foto mit Präsident Hans Rinner war möglich. Da war es schon nach Mitternacht – und der zweite Grund für Kartnigs gute Laune nicht mehr zu verheimlichen: So besagt ein Gutachten der renommierten Deloitte Wirtschaftsprüfung, dass die Abgabenhinterziehung unter Kartnig nicht 8,6 Millionen sondern 1,6 Millionen Euro ausmacht.
Verteidigung gegen Finanzbehörde
Sieben Millionen Euro auf
oder ab: Verteidiger Michael Pacher bestätigt gegenüber ÖSTERREICH, dass das
brisante Gutachten seit wenigen Tagen „im Akt ist“. Ursache des
Zahlensturzes wären „eklatant unrichtige“ Berechnungen und Fehler der
Finanz. Pacher nennt ein Beispiel: Bei einem Spieler soll es zu
Lohnsteuer-Hinterziehung gekommen sein, obwohl der Fußballer zum damaligen
Zeitpunkt nicht mehr bei Sturm gewesen sei. In Schutz nimmt Pacher den
Gerichtssachverständigen Fritz Kleiner: Dieser hätte auf Basis der – aus
Verteidiger-Sicht mangelhaften – Finanzunterlagen gearbeitet. Konsequenzen?
„Womöglich heißt es zurück an den Start“, kann Kartnigs Advokat der Justiz
freilich nicht vorgreifen. Kleiner, Staatsanwalt Johannes Winklhofer etc.
haben jedenfalls reichlich neuen Lesestoff erhalten.
Förderungen für „Pleite-Klub“
In der
kommenden Woche soll der Krimi um Schwarz- und Steuergeld um ein weiteres
Kapitel ergänzt werden: Die Verteidigung will belegen, dass die Subventionen
an Sturm korrekt investiert worden sind. Gutachter Kleiner kritisiert ja,
dass die öffentliche Hand den Klub noch gefördert hat, als er eigentlich
schon zahlungsunfähig war. „Die Leistungen wurden vom Verein vorfinanziert
und die Förderungen zweckkonform verwendet“, meint Pacher. Die
Causa Sturm hält Ermittler und Schlüsselspieler sicher noch länger in Atem.
Bei der Staatsanwaltschaft Graz spricht man von weiteren Einvernahmen.
Anklagezeitpunkt oder Zahl der Angeklagten stehen nicht fest.