Hannes Kartnig ist ein freier Mann. Im Interview spricht er über sein neues Leben.
Vergangenen Mittwoch war es so weit. Kartnig wurde in der Justizanstalt Graz-Jakomini die Fußfessel abgenommen. Seine dreijährige Haftstrafe wegen Betrugs und Steuerhinterziehung war abgesessen. Statt zu feiern, begab sich der ehemalige Fußball-Zampano von Bundesliga-Klub Sturm Graz auf Österreich-Tour. Ein Geschäftstermin jagt den anderen. „Ich helfe meinem Junior aus. Wir machen die Wahlwerbung für die ÖVP und FPÖ“, erklärt Kartnig.
Dank Nationalratswahl ist die Werbeagentur, die er Sohn Gerald überschrieben hat, sehr gut im Geschäft. Nach Verbüßung der Haftstrafe ist Kartnig eigentlich in Ruhestand. „Ich lebe von 2.400 Euro Pension“, sagt der einstige Lebemann.
Das Interview über Politik, haftstrafe und Neustart
ÖSTERREICH: Herr Kartnig, wie ist das Leben in Freiheit?
Hannes Kartnig: Endlich bin ich den Block am Fuß los. Das hat mir zu schaffen gemacht. Überall stand ich unter Beobachtung. Die Leute haben sogar bei der Justiz angerufen und gefragt, ob ich auf der Flucht bin. Die wussten nicht, was mit Fußfessel alles erlaubt ist. Und jetzt, wo ich wieder frei bin, fragen mich die Leute, warum ich so gut ausschaue. Nur weil ich in Haft war, glauben sie, ich müsste zahnlos und ohne Haare sein.
ÖSTERREICH: Mit der Firma Ihres Sohnes machen Sie die Wahlwerbung für ÖVP und FPÖ. Heißt das, Sie sind auch Fan von Kurz und Strache?
Kartnig: Ich kenne Kurz über zehn Jahre. Er hat Talent zum großen Politiker. Er macht gescheite Aussagen und wird auch im Ausland anerkannt. Es ist erfrischend, wenn so ein junger, fescher Bursch neben den ganzen Oldtimern steht. Kurz war ein guter Griff von Michael Spindelegger. Kurz ist der Politiker der Zukunft, der seine Versprechungen auch umsetzen wird.
ÖSTERREICH: Und HC Strache?
Kartnig: Es ist Schwachsinn, wenn er als Nazi tituliert wird. Da wird so viel polarisiert. Strache hat sich gewandelt. Er ist anständig und glaubwürdig. Dass er in der Öffentlichkeit hinhaut, gehört dazu. Das habe ich auch gemacht. Ich bin auch auf die Großen losgegangen.
ÖSTERREICH: Würden Sie im Rückblick etwas anders machen?
Kartnig: Ja. Ich hab zu viel riskiert. Diese ganzen Blödheiten würde ich lassen. Die Spieler bei Sturm Graz hab ich reich gemacht, aber selber bin ich arm geworden.
ÖSTERREICH: Sehen Sie sich als Opfer?
Kartnig: Ja. Weil ich so bekannt war, hat man an mir ein Exempel statuiert. Man wollte für den Fußball ein Urteil fällen, damit alle anderen Vereine Angst bekommen. Das hab ich von vielen Finanzleuten gehört. Seit meinem Fall zahlen die Vereine plötzlich mehr Steuern. Dabei hat jeder gewusst, wie es im Spitzensport zugeht.
ÖSTERREICH: Von was leben Sie jetzt eigentlich?
Kartnig: Ich lebe von 2.400 Euro Pension. Manche haben nur 1.800 und müssen damit auch auskommen. Ich sehe die Welt jetzt ganz anders als früher. Es lässt sich auch mit wenig Geld sehr gut leben.
ÖSTERREICH: Was wurde aus Ihrem Rolls-Royce?
Kartnig: Den hab ich verkauft. Ich hatte ihn 17 Jahre, ein Wunder-Auto war das. Aber was brauche ich jetzt noch einen Rolls-Royce? Ich will ja nicht mehr provozieren. Ich hab keine Firma und auch keinen Fußballklub mehr. Ich bin Pensionist. Was soll mir passieren? Ich werde heuer 66 Jahre. Der Udo Jürgens hat gesungen ,Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an‘. Ich glaub, der Udo hat das Lied für mich geschrieben (lacht). Walter Unterweger