Dem Stammgast eines Bordells in der Steiermark wurde eine Rechnung von 870.000 gestellt. Nun stehen der Puff-Besitzer und zwei weitere Personen vor Gericht.
Ein ehemaliger Bordellbesitzer, eine Kellnerin und zwei weitere Männer sind am Mittwoch in Graz wegen schweren Betrugs vor Gericht gestanden. Laut Anklage sollen die vier einem Gast im Animierlokal weit überhöhte Preise verrechnet haben und dann zur Absicherung einen Eintrag in Grundbüchern von Liegenschaften verlangt haben. Die Beschuldigten streiten das ab, es habe sich um Darlehen "unter Freunden" gehandelt. Es war "fast eine Puff-Familie", meinte ein Verteidiger.
Die Geschichte ist sehr kompliziert und wird von Anklage und Verteidigung ziemlich kontrovers dargestellt. Staatsanwältin Gertraud Pichler ist der Überzeugung, dass der Bordellbesitzer (51) und seine mutmaßlichen Komplizen auf die Häuser eines Landwirts, der Stammgast war, ein Auge geworfen hatten. Also erlaubten sie ihm, im Lokal anschreiben zu lassen. Plötzlich standen auf der Rechnung 870.000 Euro - was er nie und nimmer konsumiert haben könne, war der Gast überzeugt. Eine Kellnerin (40) und ein ehemaliger Kellner (44), die beide auf der Anklagebank saßen, sollen mitgespielt haben. Das Opfer unterschrieb auch seine angeblichen Konsumationen, aber das reichte dem Bordellchef nicht. Er wollte "zur Absicherung" ins Grundbuch bezüglich dreier Liegenschaften gehen, und der Mann willigte ein.
Gast zahlte für GmbH im Wert von 29.000 Euro 800.000 Euro
Schließlich verkaufte ihm der Lokalchef auch noch die Gesellschaft, die das Bordell betrieb, aber keineswegs das Haus und das Grundstück, wie der gutgläubige Landwirt annahm. Für eine GmbH im Wert von 29.000 Euro musste der Käufer 800.000 Euro zahlen - in Form eines Pfandrechts, das wieder im Grundbuch eingetragen wurde. Bei einem zweiten Gast soll etwas Ähnliches gelaufen sein, auch bei ihm ging der Bordellbesitzer ins Grundbuch, die Wohnung des mittlerweile Verstorbenen bekam schließlich der vierte Angeklagte (59).
Die Beschuldigten leugneten großteils diese Taten, das sei alles nur vom Landwirt erfunden. Er soll sich vom Bordellbesitzer Geld geborgt haben, dass dieser seinerseits vom Viertangeklagten holte. "Sie werden sehen, die Grenzen verschwimmen, wer ist Freund und wer Feind ist", bemerkte einer der Verteidiger sehr treffend in Richtung Schöffen. Die Konsumationsschulden habe es nie gegeben, das seien alles Darlehen gewesen. Heftig kritisiert wurden seitens der Verteidigung die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und des Sachverständigen, den alle vier Anwälte ablehnten. "Schauen Sie sich das genau an, so kann man in die Fänge der Justiz geraten. Was da geschehen ist, weiß ich nicht", meinte eine Verteidigerin.
Der Bordellbesitzer ist jedenfalls seit 2018 wegen dieser Geschichte arbeitsunfähig. "Ich bin mit den Nerven ziemlich fertig", schilderte er. Die Richterin will nun in weiteren Verhandlungstagen dem wahren Sachverhalt auf die Spur kommen, ein Urteil wird für Ende November erwartet.