Ein verkorkste OP in einem Grazer Sanatorium ist der Grund, warum der Klinikchef und sein Anästhesist jetzt vor Gericht stehen.
Zum Alptraum hat sich eine Operation entwickelt, die ein Grazer im Juli 2006 in einem Sanatorium durchführen lassen wollte: Dem Narkosearzt gelang es nicht, dem Patienten den Beatmungsschlauch einzuführen, und nach dreieinhalb Stunden wurde der Mann schließlich in lebensbedrohendem Zustand ins LKH gebracht. Der Klinikchef und der Anästhesist wurden wegen fahrlässiger Körperverletzung angeklagt. Am Montag wurde der Prozess nun fortgesetzt.
Schiffsarzt im OP
Der Eingriff an der Schädeldecke hätte im Juli
2006 insgesamt 15 Minuten dauern sollen und war aus medizinischer Sicht
nicht einmal nötig. Trotzdem wollte der 63-jährige Patient die Operation und
suchte ein Grazer Sanatorium auf. Im Operationssaal war ein Narkosearzt am
Werk, der erst einige Wochen in diesem Spital arbeitete. Zuvor war er
längere Zeit als Schiffsarzt auf der Donau unterwegs gewesen.
Patienten ging es immer schlechter
Dieser versuchte zunächst, den
Patienten zu intubieren. Das gelang in zwei Versuchen nicht. Beide Male
erwischte der Angeklagte die Speise- statt der Luftröhre. Es kam schließlich
zu einer starken Schwellung im Kehlkopfbereich, der Mann konnte nicht mehr
selbstständig atmen. Deshalb rief der Arzt den Klinikchef, der ebenfalls
Anästhesist ist, zu Hilfe. Die beiden versuchten alles, doch dem Patienten
ging es immer schlechter. "So etwas habe ich in dieser Schwere noch nie
erlebt", meinte der Anästhesist.
Luftröhrenschnitt
Erst nach dreieinhalb Stunden verständigte
man einen Notarzt, der seinerseits noch einen weiteren Intubationsversuch
unternahm. Als der auch nichts brachte, setzten die Ärzte einen
Luftröhrenschnitt. An die eigentliche Operation war natürlich längst nicht
mehr zu denken, mittlerweile ging es nur noch um das Überleben des
Patienten, der nicht selbstständig atmen konnte. Dazu kam noch ein
Herz-Kreislaufversagen, bevor der Mann endgültig in das LKH verlegt wurde.
"Lebensgefahr stand im Raum"
Beide Angeklagten fühlten
sich überhaupt nicht schuldig. "Diese Art der Komplikationen ist selten,
aber sehr gefürchtet", meinte einer der Beschuldigten. Als Zeuge war am
zweiten Verhandlungstag auch der Notarzt - ein Internist und Kardiologe -
geladen. "Die Situation war sehr angespannt, Lebensgefahr stand immer im
Raum", meinte der Mediziner.
Ein Urteil wurde für Nachmittag erwartet.