Mobilfunk stellt bei Einhaltung der Grenzwerte keine Gefährdung für die menschliche Gesundheit dar - das ist das Ergebnis einer Studie. Die Wiener Ärztekammer widerspricht.
22 Experten des Wissenschaftlichen Beirats Funk (WBF) kamen nach ihrer jährlichen Bewertung von 85 aktuellen wissenschaftlichen Studien zu dem Schluss, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Handys "nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft" nachgewiesen werden können.
Weder konnte eine gesundheitsschädigende Wirkung bei der Hirnstromaktivität (EEG) nachgewiesen werden, noch gab es Hinweise auf Störungen der Schlafqualität oder auf eine Veränderung des Hormonstatus beim Mann.
Bei den kognitiven Fähigkeiten zeigte eine Studie sogar eine geringe Verbesserung durch Mobilfunk.
Ärztekammer widerspricht
Die Wiener Ärztekammer wies nach
Bekanntgabe der Studie am Donnerstag die Aussagen des WB entschieden zurück.
Tatsache sei, dass die Datenlage und die Langzeiterfahrungen noch viel zu
dürftig seien, um solche verharmlosende Prognosen abgeben zu können. Es sei "äußerst
bedauerlich", dass die Warnungen von Medizinern und insbesondere der
Ärztekammer in Österreich nach wie vor zu wenig ernst genommen würden,
betont Ärztekammerpräsident Walter Dorner. Während viele EU-Länder bereits
auf politischer Ebene über die möglichen Gefahren von Mobilfunkstrahlen
offen diskutierten, beharre Österreich weiterhin auf dem von der
Mobilfunkindustrie vorgegebenen Kurs einer kompletten Unbedenklichkeit.
Dorner appelliert an die Bevölkerung, sich weiterhin nach den von der Ärztekammer herausgegebenen "10 medizinischen Handyregeln" zu orientieren.
Tumorschäden noch nicht messbar
Lediglich, was die
Tumorentwicklung anbelangt, schließen die WBF- Experten Auswirkungen
zumindest in einem Zeitraum von fünf Jahren aus - für Langzeitwirkungen nach
über zehn Jahren fehlten noch aussagekräftige Untersuchungen, so
WBF-Vorsitzender Norbert Vana. Fehlen würden weiterhin auch z. B.
epidemiologische Studien zu möglichen Langzeiteffekten bei Kindern und
Erwachsenen.
Immer mehr Menschen besorgt
Die Zahl der besorgten Menschen
steige, so der stellvertretende WBF-Vorsitzende Christian Wolf. "Das
Beharrungsvermögen im Glauben, geschädigt zu werden, ist groß."
Selbst ohne Gefahr würden manche von Symptomen berichten.
Auch Piercings und Prothesen "kein Problem"
In
experimentellen Studien zeigte sich übrigens, dass Piercings beim
Telefonieren mit dem Handy abhängig von ihrer Größe wie eine Art
Empfangsantenne verstärkend wirken könnten: "Im Praktischen
wird nichts passieren", sagte Wolf. So bräuchten sich z. B. Träger von
Intim-Piercings keine Sorgen machen, dass wegen eines Handys in der
Hosentasche "etwas abfällt". Auch bei Prothesen sei "nichts
zu erwarten".