Die Situation an europäischen Flughafen bleibt weiter angespannt: Am Flughafen Wien warten Passagiere derzeit mehrere Stunden auf den Check-in.
Wer in den Urlaub fliegt, muss diesen Sommer viel Zeit und Geduld mitbringen: Reichte es vor wenigen Monaten noch, ein bis zwei Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein, sollte man inzwischen deutlich ehr Zeit einplanen. Der Lokalaugenschein am Wiener Airport zeigt: Auch hier warteten die Passagiere am Mittwochabend zwei Stunden auf den Check-in und die Gepäcksabgabe.
Die Szenen erinnern an die Videos, die vor rund einer Woche von Reisenden am Amsterdamer Flughafen Schiphol aufgenommen wurden. Dort warteten Passagiere fünf (!) Stunden auf die Sicherheitskontrolle:
Pilotenverband warnt vor Sicherheitsrisiken durch Flugchaos
Erst gestern hatte der europäische Pilotenverband ECA vor Sicherheitsrisiken durch das anhaltende Flugchaos gewarnt. Steigende Arbeitsbelastung des Cockpitpersonals und Schwachstellen im Flugbetrieb aufgrund des Personalmangels erhöhten das Risiko von Fehlern, erklärte die European Cockpit Association.
"Wenn sich die Fehler häufen, kann das am Ende zu ernsten Vorfällen, zu Unfällen führen", warnte die Technik-Fachfrau der ECA, Tanja Harter. Überstunden mit Arbeitstagen von zwölf Stunden und der Verzicht auf Freizeit sei an der Tagesordnung. An Flughäfen in Deutschland und Europa kommt es derzeit zu langen Warteschlangen, Verzögerungen und Tausenden Flugstreichungen. Grund ist vor allem ein Personalmangel - verstärkt bei den Bodendienstleistern, aber auch in der gesamten Luftfahrt. Die Branche hat eingeräumt, in der Viruspandemie mitunter zu viel gespart und ein zu ehrgeiziges Flugprogramm für den Sommer geplant zu haben.
Nach Ansicht des Pilotenverbands muss deshalb die EU-Luftfahrtaufsicht EASA eingreifen und mit einem Sicherheitshinweis die Airlines dazu anhalten, ihr Personal nicht unter Druck zu setzen. Letztlich könne das zu weiteren Flugstreichungen führen, ergänzte ECA-Direktor Paul Reuter.
Ein solcher Weckruf der Behörde wäre aber nur ein erster Schritt, sagte Reuter, der wie seine Kollegin Harter aktiver Pilot ist. Das System sei schon vor der Coronakrise 2019 höchst angespannt gewesen und jetzt überstrapaziert. Nach Erkenntnissen der ECA verloren während der Pandemie 18.000 Flugzeuglenker in Europa ihren Job, rund ein Drittel. Auf Bemühungen von Airlines, sie zurückzuholen, gingen nicht alle ein, da sie etwa als Ingenieure andere attraktive Jobs gefunden hätten.
Nicht nur die Bodendienste an den Flughäfen seien personell ausgeblutet, sondern auch die Crews. "Der Glamour reicht nicht aus, die negativen Folgen auszubügeln. Wir sehen eine Menge Leute gehen." Neben dem aktuell besonders großen Stress liege das auch an schon länger verschlechterten Arbeitsbedingungen für Piloten, die nicht mehr alle mit Sozialleistungen fest angestellt werden, sondern zur Selbstständigkeit gezwungen seien.