Wahrscheinlich handelt es sich bei der Tat um einen "Ehrenmord".
Langsam kommt Licht ins Dunkel des brutalen Messermordes am Montagabend in Mitterberghütten bei Bischofshofen (Pongau)
. ÖSTERREICH sprach mit einem Sohn des getöteten Türken Hicabi D. (58). „Der Streit ging um unsere Nichte Deniz“, sagt Gülay D.
Junge Türkin wollte Trennung vom Cousin
Deniz D. (20) ist die ältere Schwester des mutmaßlichen Mörders Halil D. (17, für ihn gilt die Unschuldsvermutung). Die junge Frau wurde schon als Mädchen ihrem Cousin versprochen. Seit zwei Jahren ist sie mit Dogan D. (21) verheiratet. Eine Verbindung zwischen zwei Großfamilien, die von einigen Mitgliedern der schon sehr lange verfeindeten Clans mit Argwohn betrachtet wurde.
Zuletzt kriselte es heftig in der Beziehung von Deniz und Dogan. Die junge Austrotürkin wollte die Trennung, von Scheidung war die Rede – was in konservativen muslimischen Familien schnell zu einer Frage der Ehre wird, denn Scheidung ist ein Tabu.
Deshalb sollte es am Montagabend auf dem Werksgelände 22 in Mitterberghütten zu einer letzten Aussprache zwischen Familienangehörigen kommen. Deniz D. sollte davon überzeugt werden, auf die Scheidung zu verzichten, doch es kam wieder zum Streit, der schließlich in einer handfesten Rauferei gipfelte. Halil D. hechtete unter ein geparktes Auto, unter dem er vor dem Treffen ein Küchenmesser mit 32 Zentimeter langer Klinge deponiert hatte.
Opfer-Familie soll Rache geschworen haben
Er erstach seinen Großonkel Hicabi D. - dem gerichtsmedizinischen Obduktionsergebnis zufolge ist der 58-Jährige an einem Halsstich gestorben - und verletzte seinen Onkel Birol D. (39) lebensgefährlich.
In seinen bisherigen Einvernahmen blieb der Täter dabei: „Es war Notwehr, meine Schwester und ich wurden angegriffen.“ Inzwischen kursieren Gerüchte. Die Sippe des Toten soll der Täter-Familie Rache geschworen haben. Gülay D.: „Morgen beerdigen wir erstmal unseren Vater in der Türkei, dann sehen wir weiter.“