Ein Erdbeben für die Tiroler Wirtschaft: Die „Tiroler Tageszeitung“ wird künftig von der steirischen Styria Medien AG regiert.
Lange hatte es schon rumort, gestern kamen die nüchternen Fakten ans Licht: Die Styria Medien AG übernimmt die Mehrheit an der Moser Holding (Eigentümerin der Tiroler Tageszeitung). Das Tiroler Verlagshaus wird in eine noch zu gründende Tochterfirma der Styria eingegliedert. Die Styria wiederum bringt ihre Kleine Zeitung sowie Radiobeteiligungen und Druckereien in der Steiermark und in Kärnten ein. An der neuen Aktiengesellschaft wird die Styria 68 Prozent halten, die Familie Moser nur 27 Prozent. Die legendäre Tiroler Verlegerfamilie wurde also völlig entmachtet. Weitere fünf Prozent der neuen Gesellschaft wird Raiffeisenbank Oberösterreich halten.
Entscheidung zu Ostern
Die beiden Unternehmen kommen
durchgerechnet auf 707 Millionen Euro Umsatz und knapp 4.530 Mitarbeiter.
Die Verhandlungen zwischen Styria und Moser Holding liefen seit mehreren
Monaten. Zu Ostern gab es grünes Licht von der Familie Moser, die bisher 85
Prozent am Medienunternehmen hielt.
Der Abschluss der Verhandlungen ging dann aber doch schneller als erwartet – noch letzte Woche hatte Styria-Chef Horst Pirker einen Zusammenschluss gegenüber Verlegerkollegen dementiert. Die Mitarbeiter von Styria und Moser Holding wurden erst am Dienstagvormittag informiert.
Jobs in Innsbruck wackeln
Die Verunsicherung ist vor allem bei
der Belegschaft der TT groß. Denn: Schon vor dem Zusammenschluss gab es
zwischen den beiden Verlagen eine enge redaktionelle Zusammenarbeit –
teilweise wurden Geschichten der Kleinen Zeitung von der TT komplett
übernommen.
Wird Tiroler Chef?
Diese Kooperation werde nun wohl stark
ausgebaut, so Insider. In der Innsbrucker Redaktion dürften also einige
Stellen gestrichen werden. Aber auch im Anzeigenverkauf und im Vertrieb
könnten Jobs zusammengelegt werden. Nach der jüngsten Firmenpolitik der
Styria fürchten viele TT-Mitarbeiter, dass ihre Arbeit zukünftig in den
„Styria-Kernländern“ von Steirern und Kärntnern erledigt wird.
Wermutstropfen für die Tiroler: Der Moser Holding-Vorstandsvorsitzende
Herbert Petz könnte Chef des neuen Unternehmens werden und wäre damit einer
der einflussreichsten Manager des Landes.
Gewerkschaft besorgt
Die Journalisten-Gewerkschaft meldete nach
Bekanntwerden des Deals „leichte Besorgnis“ an. Zu Personalmaßnahmen gebe
es „noch keine Überlegungen“, beruhigte Styria-Chef Pirker.
Mit einem Umsatz von 221 Mio. Euro und 1.230 Mitarbeitern war die Moser Holding viertgrößter Medienkonzern Österreichs. Für Aufregung sorgte zuletzt die Übernahme der Oberösterreichischen Rundschau durch die Moser Holding, die seit 2009 als Gratis-Wochenzeitung erscheint. Damals wurden 120 Mitarbeiter abgebaut. Ein Schicksal, das jetzt wohl auch einigen Tiroler Mitarbeitern drohen könnte.