Zwei Jahre danach

Unfalltod der Tochter: Ehepaar von Justiz entäuscht

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Josef und Helga Huber aus Koppl bei Salzburg können es nach dem tödlichen Verkehrsunfall ihrer Sarah (10) vor genau zwei Jahren nicht fassen, dass offenbar niemand Schuld daran hat.

"Wir sind von der Justiz maßlos enttäuscht. Dass Kinder vom Vertrauensgrundsatz ausgenommen sind, gilt nicht mehr." "Heute, am Jahrestag, geht es uns besonders mies. Es ist unmöglich, Sarahs Tod zu verkraften, solange nicht der Unfalllenker zur Verantwortung gezogen wird" , sagten die Eltern am Samstag.

Vor zwei Jahren von Auto erwischt
Donnerstag, 25. November 2004, 6.45 Uhr: Sarah stand am Straßenrand und wollte die Wolfgangsee-Straße B158 überqueren. Sie musste auf die andere Straßenseite, weil dort der Postbus stehen blieb, der sie zur Hauptschule nach Hof bringen soll. Die Haltestelle erreichte die Schülerin nicht mehr.

Der rechte Seitenspiegel eines vorbeifahrenden Autos traf sie an der Schulter. Durch die Wucht des Aufpralls wurde sie zu Boden geschleudert. Die Ärzte kämpften vergebens um ihr Leben. Sarah starb am selben Tag an den schweren Kopfverletzungen.

Verfahren gegen Lenker eingestellt
Seitdem verstehen ihre Eltern die Welt nicht mehr. "Wieso gibt es keine Gerechtigkeit für Sarah" , steht am Samstag in einer Traueranzeige in den "Salzburger Nachrichten" . Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren gegen den Pkw-Lenker ein. Dem damals 35-Jährigen könne kein Verschulden nachgewiesen werden, hieß es. "Wir haben dagegen heuer im Februar berufen. Seitdem herrscht Stillstand. Es ist der Justiz offensichtlich egal, wenn ein Kind zusammengefahren wird."

Nach Angaben des Kfz-Sachverständigen hielt sich der Oberösterreicher an die 80 km/h-Beschränkung. "Die Aussage des Lenkers, er habe Sarah eh gesehen, sie sei ihm ins Auto gesprungen, hat uns erschüttert. Laut Sachverständigem hätte der Wagen eine Delle aufweisen müssen. Es gab aber nur Wischspuren, die darauf hinweisen, dass etwas daran streifte. Der Mann hat die Kurve nicht ausgelenkt, er ist mit seinem Pkw bis zum weißen, rechten Begrenzungsstrich gekommen", erklärten die Eltern.

Zeugen-Suche
Die Besitzer des Reitstalles "Hochreith-Ranch" wenden nun all ihre Kräfte auf, um das Strafverfahren durchzuziehen. Sie suchen Zeugen, die unmittelbar hinter dem Oberösterreicher gefahren sind. "Im Polizei-Protokoll sind keine konkreten Aussagen zu finden. Wir bitten um Hinweise an die Polizei."

Unfallstelle wurde entschärft
Dass die Unfallstelle entschärft wurde und damit der Schulweg für die Nachbarskinder sicherer ist, freut die Hubers. Für ihre Tochter kamen diese Maßnahmen allerdings zu spät. Vor Sarahs Tod wurde das Straßenstück als Unfallhäufungspunkt geführt. Jetzt zeigt sich dort ein anderes Bild: Die Fahrbahn ist verbreitert, eine Verkehrsinsel dient als Querungshilfe. Zudem führt eine Straße von der Wohnsiedlung direkt zu den beiden Bushaltestellen. Ein gemalter Pferdekopf und ein Foto von der begeisterten Reiterin lässt ihr Schicksal nicht in Vergessenheit geraten.

Am zweiten Jahrestag lenkte nur die tägliche Arbeit von den schmerzvollen Erinnerungen zumindest für Stunden ab. Das Ehepaar lud Dutzende Ballen Stroh ab und schlichtete sie auf den Heuboden.

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