Fall Kührer

Verdächtiger im Mordfall Kührer enthaftet

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Der verdächtige Videothekbesitzer Michael K. durfte nach Einvernahme durch einen Richter wieder nach Hause

Überraschende Wende im Kriminalfall Julia Kührer: Der Freitag früh als Verdächtiger festgenommene und 48 Stunden später in die Justizanstalt Korneuburg eingelieferte Michael K. (50) aus Wien ist noch am Sonntagnachmittag enthaftet worden. Der zuständige Richter habe den Mann vernommen, "in der Folge das Vorliegen eines dringenden Tatverdachtes verneint und den Antrag auf Haftverhängung abgewiesen", teilte Friedrich Köhl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Korneuburg, mit.

Der Wiener war Sonntag früh über Anordnung der Korneuburger Anklagebehörde aus dem Landeskriminalamt überstellt worden. Es sei die Verhängung der U-Haft beantragt worden, weil Mordverdacht bestehe, sagte Köhl am Vormittag zur APA. Dazu lägen Flucht- und Verdunkelungsgefahr vor - letztere, weil Mittäter nicht ausgeschlossen werden könnten.

Der Richter entschied jedoch anders. Die schriftliche Ausfertigung des zunächst nur mündlichen Gerichtsbeschlusses sei  "innerhalb von 24 Stunden ab Verkündung zuzustellen", so die Anklagebehörde, der in der Folge und binnen 14 Tagen das  "Rechtsmittel der Beschwerde an das Oberlandesgericht Wien" zustehe. Ob Beschwerde erhoben werde, "wird nach Zustellung der schriftlichen Beschlussausfertigung an die Staatsanwaltschaft entschieden werden", teilte Köhl mit.

"Kein Kommentar" zum Gerichtsbeschluss hieß es auf Nachfrage beim Bundeskriminalamt (BK). "Die Polizeiarbeit geht weiter", sagte BK-Sprecher Helmut Greiner. Es habe keine weitere Festnahme gegeben, ergänzte er auf Nachfrage. Die polizeiliche Arbeit laufe "auf Hochdruck", sagte Greiner und verwies u.a. auf Ermittlungen hinsichtlich der Ursache des Todes von Julia Kührer und des Tatortes.

Der enthaftete Michael K. war bis Samstagabend im Landeskriminalamt NÖ in St. Pölten einvernommen worden. Er sei bei seiner Verantwortung geblieben, mit einem Verbrechen an dem Mädchen aus Pulkau (Bezirk Hollabrunn) nichts zu tun zu haben. Der Mann war früher Betreiber einer von Jugendlichen offensichtlich stark frequentierten Videothek in Pulkau. Er habe "viele Feinde", gab er zu Protokoll.

BK-Ermittlungsleiter Ernst Geiger hatte Freitagabend in Pulkau darauf hingewiesen, dass Michael K. im Zuge der jahrelangen Ermittlungen "viermal auf 20 Seiten einvernommen" worden sei. Daraus habe sich "kein konkreter Tatverdacht" ergeben. Die Aufgabe der Videothek in Pulkau habe der Mann mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten erklären können. Eine Hausdurchsuchung bei dem 50-Jährigen habe es nicht gegeben. Der Mann sei "Zeuge, kein Verdächtiger" gewesen, betonte Geiger.

Über das Grundstück Dietmannsdorf 3 in der Gemeinde Zellerndorf (Bezirk Hollabrunn) ist Michael K. Verfügungsberechtigter, so der Kriminalist. Dort waren am Donnerstagabend in einem Erdgewölbe - durch Zufall - zunächst Knochenreste und in der Folge das vollständige Skelett von Julia Kührer gefunden wurden. Damit stehe fest, dass die Leiche des im Alter von 16 verschwundenen Mädchens nicht zerstückelt wurde, sagte Greiner am Wochenende.

Beamte der Tatortgruppe hätten an der Auffindungsstelle "gesiebt und gegraben". Anhand des Zahnschemas war noch am Freitag eindeutig festgestellt worden, dass es sich um die sterblichen Überreste der jungen Niederösterreicherin handelte. Das Skelett befand sich ab Samstag in der Gerichtsmedizin.

Trotz der Auffindung der sterblichen Überreste der seit 27. Juni 2006 vermisst gewesenen Julia Kührer gibt es in dem Kriminalfall viele offene Fragen. So stehen der Zeitpunkt und der Ort der Tat, die Todesursache (diesbezüglich ist die Gerichtsmedizin eingeschaltet) sowie ein Motiv noch nicht fest. Die Kriminalisten gehen jedenfalls von einem Verbrechen aus. Mit der Enthaftung des ursprünglich Verdächtigen ergab sich am Sonntagnachmittag eine weitere Frage.

Unter dem Titel "Im Gedenken Julia Kührer" findet sich im sozialen Netzwerk "Facebook" (http://www.facebook.com/home.php#!/JuliaKuehrer) eine Seite, die an das Mädchen erinnern soll. Sie sei "den Eltern, der Familie, den Freundinnen und Freunden" zur Verfügung gestellt, "als Facebook Gedenk- und Kondolenzbuch".
 

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Fall Kührer: Hier wurden die Knochen gefunden