Unterschiede nicht nur auf Länder-, sondern auch auf untergeordneter Ebene.
Bregenz. Der Neustart des sogenannten kleinen Grenzverkehrs zwischen Bayern und Österreich seit Donnerstag sorgt mancherorts nach wie vor für Verwirrung. So gelten im "4-Länder-Eck" der Bodenseeregion auf relativ engem Raum zahlreiche unterschiedliche Corona-Regelungen. Auf deutscher Seite des Bodensees bzw. in dessen Hinterland befürchten Tourismusvertreter sogar "totales Chaos".
Lindauer kommen seit Donnerstag wieder zum Einkehren nach Bregenz, Vorarlberger füllen seit Freitag wieder beim Diskonter in Lindau den Kofferraum. Der kleine Grenzverkehr normalisiert sich langsam und von Tag zu Tag werden es weniger, die an der Grenze gestoppt werden, weil sie dort erst das notwendige Pre-Travel-Clearance-Formular für die (Wieder-)Einreise nach Österreich ausfüllen müssen. Das wäre eigentlich vorher online zu erledigen gewesen.
Die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein, wo Handel und Gastronomie schon längere Zeit offen haben, handhaben die Einreise weit weniger streng als ihre Nachbarn. So gilt es für die Bewohner der Region immer genau auf die gerade gültigen Bestimmungen für beide Wege zu achten. Doch nicht nur der Blick über die Grenze(n) wird vor allem in Baden-Württemberg und Bayern zunehmend mit Unmut quittiert. Dort fordern angesichts unterschiedlicher Öffnungsschritte in Gastronomie und Tourismusbetrieben Wirte und Hoteliers eine Angleichung der Regeln rund um den Bodensee.
Derzeit "besonders herausfordernd"
Es sei derzeit "besonders herausfordernd", sagt der Geschäftsführer der Internationalen Bodensee Tourismus GmbH, Jürgen Amman. Der Dachverband hat seinen Sitz im baden-württembergischen Konstanz. Dort ist seit einigen Tagen die Außengastronomie wieder geöffnet, wie auch im bayerischen Lindau am anderen Ende des Bodensees. In Friedrichshafen hingegen, etwa in der Mitte gelegen, sind die Gastronomiebetriebe noch gänzlich geschlossen.
"Der Gast geht da hin, wo er hingehen darf", sagt der Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) für den Landkreis rund um Friedrichshafen, Horst Müller: "Wenn's blöd läuft, gibt das ein totales Chaos. Dann hat man genau das, was man nicht wollte: viele Menschen am gleichen Ort." Schon innerhalb von Baden-Württemberg sei wegen unterschiedlicher Inzidenzen ein "Landkreis-Hopping" zu befürchten.
Vor allem die Bindung an eine 7-Tage-Inzidenz von unter 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner löst auf deutscher Seite Kritik aus. Diese sinkt zwar rund um den Bodensee, weist aber noch deutliche Unterschiede auf. Lindau und auch Liechtenstein sind bereits unter dem Wert von 50, Konstanz und die Schweizer Anliegerkantone bei rund 60, während das deutsche Hinterland noch mit Werten um 100 kämpft und Vorarlberg mit 118 trotz oder wegen der "Modellregion" die höchste Inzidenz hat.
Während damit eine baldige Öffnung von Tourismus und Gastronomie in weiten Teilen des Allgäus und in Baden-Württemberg unwahrscheinlich scheint, sind Tagesausflüge nach Österreich und in die Schweiz wieder möglich.