Bereits am Sonntag zogen neue Mieter in die Horror-Wohnung in Wien. Die wussten nichts von der blutigen Vergangenheit. ÖSTERREICH war vor Ort.
Aufgedeckt wurde der Horrormord, den eine junge in Wien lebende Frau an ihrem tunesischen Freund begangen haben soll, durch einen Zufall. Kinder fanden am 2. März in Jászalsószentgyörgy bei Budapest in einem Kanal mehrere Säcke mit Leichenteilen, die mit Salzsäure behandelt worden waren. Der Leichnam hatte sich aber nicht wie gewünscht aufgelöst.
ÖSTERREICH warf einen Blick in die Wohnung des Horror-Mords in der Abelegasse in Wien-Ottakring. Das Unglaubliche: Hier wohnt bereits wieder jemand. Vor drei Tagen, am Sonntag, zogen zwei rumänische Paare ein. Die neuen Mieter (alle sind um die 50) wussten freilich nichts von der blutigen Vergangenheit ihres neuen Heims und sind total geschockt. Die Türen und Fenster waren neu gestrichen, alles war frisch renoviert. Nichts weist daraufhin, dass hier ein Verbrechen geschehen sein mag.
Ungarin verließ fluchtartig die Wohnung
Hausbewohner berichten, dass Szilvia P. Anfang März die Wohnung nahe der Ottakringer Brauerei fluchtartig verlassen, alle Möbel zurückgelassen und sogar noch die Kaution zurückforderte – die sie aber nicht bekam, weil die Unterkunft auf den Tunesier angemeldet war. Auch bei den Recherchen im Haus stoßen wir auf Gerüchte eines Ex-Lovers der Ungarin, der gewalttätig sein soll. ÖSTERREICH kennt den Namen des Rumänen, der sie monatelange anflehte, „doch zu ihr zurückzukommen.“
Szilvia P. und ein Bekannter in Wien.
Bisher waren keine Ermittler in Wohnung
Das Irre: Bis jetzt waren keine Ermittler, weder von österreichischer noch von ungarischer Seite, in der Wohnung. Die hiesigen Behörden hätten keinen Auftrag bisher gehabt, und die ungarischen Beamten kommen vielleicht nächste Woche. Was man in der frisch gesäuberten Wohnung noch an Spuren finden will, bleibt fraglich - vermutlich nichts mehr. Auch die Flure und Gänge sind, wie in einem Wohnhaus eben üblich, fein säuberlich geputzt.
Opfer (32) stammt aus einer Arztfamilie
Über die DNA kam man auf die Identität des Opfers – den gebürtigen Tunesier Achref K., der zumindest einmal schon erkennungsdienstlich behandelt worden sein muss. Sein Facebook-Name und einige Fotos auf dem Profil legen die Vermutung nahe, dass der 32-Jährige, der aus einer Arztfamilie in Jendouba in Tunesien stammt, mit Marihuana zu tun gehabt haben könnte.
Kauf von Haushaltssäure ließ Verbrechen auffliegen
Über die verwendete Säure kamen die ungarischen Ermittler auf die mutmaßliche Täterin Szilvia Renata P. – deren Mutter in der Region in einem Chemikalienladen zehn Liter ätzende Haushaltssalzsäure gekauft hatte, eine Menge, die dem Verkäufer in Erinnerung blieb. Also bat man die Tochter und ihre Mutter Andrea unter einem Vorwand zur Vernehmung. Als die Polizisten die ersten ungewöhnlichen Fragen stellten, platzte aus der 27-Jährigen das Geständnis förmlich heraus. Mit allen grausigen Facetten.
Den Angaben der molligen Ungarin zufolge war es schon am 24. Februar in Wien mit ihrem Freund Achref, mit dem sie in einer Wohnung nahe dem Gürtel lebte, beim Frühstück zum Streit gekommen. Dabei habe sie der Nordafrikaner, der schon öfters brutal zu ihr gewesen wäre und sie grundlos verprügelt hätte, mit einem Messer attackiert.
Das Opfer: der Arztsohn Achref soll zuerst sie attackiert haben, daraufhin habe sie in Notwehr gehandelt - sagt Szilvia P.
Leichenteile in Handtüchern aus Wiener Hotel
Beim Handgemenge hätte dann aber sie ihn in Notwehr erstochen. Danach will sie – ganz allein, was sehr in Zweifel zu ziehen ist und sicher zusätzlicher Erhebungen bedarf – dem Toten in der Wohnung Hände, Füße und Kopf abgeschnitten haben und die Leichenteile in mehrere Reisetaschen gepackt haben. Daraufhin organisierte sie sich ein Carsharing-Fahrzeug und trug angeblich ohne fremde Hilfe die in Handtücher eines Wiener Hotels gewickelten Leichenteile hinunter ins Auto. Mit der Mutter, die ihr nützliche Tipps bei der Beseitigungsaktion gab, soll sie ab diesem Zeitpunkt bereits per Handy verbunden gewesen sein.
Mit Leiche im Kofferraum 350 Kilometer gefahren
Mit der gruseligen Fracht fuhr sie danach 350 Kilometer zu ihrer Familie nach Ungarn, um dort die zerstückelten Überreste des Toten verschwinden zu lassen. Was gründlich misslang. Die Behörden in Wien wurden bis zuletzt nicht über den furchtbaren Mord informiert. Jetzt müssten allerdings auch bei uns schleunigst Erhebungen durchgeführt werden, bevor etwaige Komplizen die letzten Spuren verwischt haben.
R. Kopt; A. Simsek