Prozess in Wien

Falscher Arzt täuschte Dutzende Sportler

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Erfolgreicher Trainer gab sich jahrelang als Internist und Leistungsphysiologe aus.

Ein im Behindertensport erfolgreicher Trainer - er fungierte beispielsweise als Chefcoach eines heimischen Paralympics-Medaillengewinners - ist am Montag am Wiener Landesgericht für Strafsachen verurteilt worden. Er gab sich fälschlicherweise als Arzt aus und führte damit mehrere sportwissenschaftliche und -medizinische Institute sowie Dutzende Leistungs- und Hobbysportler hinters Licht.
 
Der Angeklagte, der nie ein Medizinstudium in Angriff genommen hatte, trat nach außen als Sportmediziner bzw. Facharzt für Innere Medizin und medizinische Leistungsphysiologie auf. Er war bestens vernetzt. So wurde er unter anderem als Projektbegleiter für das Team Rot-Weiß-Rot - das Spitzensportförderungsprogramm des Bundes - beschäftigt. Auf Honorarbasis führte er regelmäßig sportmedizinische Untersuchungen durch. In einem namhaften, auf Leistungsdiagnostik spezialisierten Institut kassierte er für 234 solche Untersuchungen. Daneben führte er dort bei Sportlern auch 17 Herzultraschalluntersuchungen durch. "Da hört sich dann der Spaß auf", befand Richterin Christina Salzborn. Der Angeklagte erwiderte darauf, er hätte sich nach diversen Trainer-Ausbildungen im In- und Ausland im Lauf der Jahre ein enormes sportmedizinisches Wissen angeeignet: "Ich kann das wirklich." Und weiter: "Ich habe Ärzte geschult in diesem Bereich, die haben das nicht verstanden."
 

"Hochstapler"

Für Verteidiger Rudolf Mayer war sein Mandant "ein Hochstapler, nicht so sehr ein Betrüger". Dessen ungeachtet wurde der Schwindler, der sogar eine 70-seitige medizinische Studie mit dem Titel "Zur Wirksamkeit des Kletterns auf die Haltung der Wirbelsäule" verfasst hatte, wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und zusätzlich wegen Kurpfuscherei und Fälschung besonders geschützter Urkunden verurteilt. Sowohl in seinem Reisepass als auch in seinem Führerschein hatte er sich den Doktortitel eintragen lassen. Angesichts seiner bisherigen Unbescholtenheit und seiner geständigen Verantwortung kam er mit 14 Monaten auf Bewährung davon. Die zu Unrecht bezogenen Honorare beliefen sich insgesamt auf rund 25.000 Euro. Der Schwindler, der Schadenersatzforderungen ins Auge sieht, war mit der über ihn verhängten Strafe einverstanden. Die Staatsanwältin gab vorerst keine Erklärung ab. Das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.
 
Den Angaben des Angeklagten zufolge begann das Unheil damit, "dass ich meiner damaligen Freundin blöderweise erzählt habe, dass ich Arzt bin". "Nicht unbedingt das beste Fundament für eine Beziehung", bemerkte dazu die Richterin. Er habe mit der Absolventin der Internationalen Betriebswirtschaftslehre mithalten wollen, entgegnete der Trainer: "Ich kann das Rad der Zeit nicht zurückdrehen." Sie habe schließlich vorgeschlagen, er möge sich seinen akademischen Grad im Pass vermerken lassen, um sich bei Urlaubsreisen leichter zu tun. In weiterer Folge sei der Doktortitel automatisch übernommen worden, als er sich einen neuen Führerschein ausstellen ließ.
 

"Angst, Gesicht zu verlieren"

Als er sich als Berater im Behindertensport einen Namen machte, "wurde es allgemein bekannt, dass ich Arzt bin. Da ich Angst hatte, das Gesicht zu verlieren, habe ich das nicht revidiert", erzählte der Angeklagte. Die Jobs bei den auf Leistungsdiagnostik ausgerichteten Instituten habe er bekommen, weil diese "einen Notstand mit Ärzten hatten". Um zu untermauern, dass er ein solcher war, fabrizierte er auch ein gefälschtes Schreiben der Verwaltungsdirektion des Wiener AKH.
 
Im Sommer 2017 brach "das Lügenkonstrukt" (Richterin Salzborn) zusammen. Ein Kriminalbeamter war von einem Arzt auf den Angeklagten angesprochen worden, wobei der Mediziner Zweifel an der Berufsbefähigung des angeblichen Kollegen äußerte. So kamen die Ermittlungen ins Laufen.
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