Im künstlichen Tiefschlaf

Hundebiss: Weiter Bangen um Waris (1)

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Das ganze Land leidet mit Familie C., deren Sohn im Spital um sein junges Leben kämpft.

Wien. Es waren nur wenige Augenblick in der Ziegelhofstraße in der Donaustadt, die das Leben einer Familie mit indischen Wurzeln völlig auf den Kopf stellten und in Leid und Bangen tauchen sollten: Und das nur, weil die Groß­eltern des kleinen Waris (1) beim Spaziergehen auf eine Nachbarin trafen, die ihnen mit ihrem bulligen Rottweiler entgegenkam.

 

Betrunkene Tierhalterin hatte 1,44 Promille

Engelchen. Wie berichtet, spielten die Großeltern mit dem Enkel am Gehsteig gerade „Engelchen, flieg“ und schaukelten ihn dabei sanft und lustig in die Höhe. Da riss sich der Rüde „Joey“, der zwar angeleint war, von seiner mit 1,44 Promille ziemlich betrunkenen Besitzerin los – die weder Kraft noch die Aufmerksamkeit hatte, das kräftige Tier zu halten oder gar zu stoppen. Und das, obwohl die Frau eine ausgebildete Securitymitarbeiterin sein soll.

 

Großvater riss mit bloßen Händen Hundemaul auf

Hilflos. Wie Waris’ Vater – der zum Zeitpunkt des Unglücks arbeitete und übers Handy von den schrecklichen Ereignissen erfuhr – berichtet, bohrten sich die Zähne regelrecht in den Kopf seines Sohnes, große Teile der Haut wurden weggerissen. Der Opa des Buben musste mit bloßen Händen das Maul des Rottweilers aufreißen. Die Besitzerin des Hundes sol nur teilnahms- und hilflos danebengestanden und erst ganz zum Schluss den Hund an der Leine weggezerrt und an einen Baum angebunden haben.

 

Noch kein einziges Wort der Entschuldigung

Gebete. Der Bub liegt im SMZ Ost und wurde nach mehreren Notoperationen auf 35 Grad ins künstliche Koma gekühlt, um alle Infektionsgefahren zu bannen. Zwei Wochen könnte dieser Zustand, der momentan stabil zu sein scheint, dauern. Raman C.: „Die ganze Familie ist abwechselnd bei ihm im Krankenhaus, um bei ihm zu sein und zu beten. Mehr Möglichkeiten haben wir zurzeit leider nicht“, sagt der 25-jährige U-Bahn-Fahrer im ÖSTERREICH-Gespräch.

Der Rottweiler kam ins Tierquartier und wird, wie die Stadt Wien bekannt gab, nicht weitervermittelt. Was mit ihm passiert, ist also noch völlig offen. Der Hundehalterin droht eine Gefängnisstrafe von bis zu zwei Jahren – wegen grober fahrlässiger Körperverletzungen (im trunkenen Zustand) mit schweren körperlichen Folgen für das Opfer. Die 48-Jährige ist derzeit auf Tauchstation und hat sich noch nicht bei der leidgeprüften Familie von Waris gemeldet, die wenigstens auf persönliche Worte und eine Entschuldigung warten würde.

 

Vater: "Zähne haben sich in den kleinen Kopf gebohrt"

ÖSTERREICH: Was ist am Montagabend genau passiert?

Raman C.: Meine Eltern spielten „Engelchen, flieg“ mit meinem Sohn, als der Rottweiler Waris am Kopf gebissen hatte. Mein Vater riss mit bloßen Händen das Maul des Hundes auf, um den Kopf meines Sohnes zu schützen. Die Hundebesitzerin stand nur daneben und hat nichts getan.

ÖSTERREICH: Was war Ihre erste Reaktion, als Sie von der Attacke erfuhren?

Raman C.: Nach der Arbeit sah ich auf meinem Handy mehrere verpasste Anrufe. Als ich meine Familie zurückrief, erfuhr ich von dem Hundebiss und bin mit meinem Auto regelrecht nach Hause gerast.

ÖSTERREICH: Was war, als Sie zu Hause eintrafen?

Raman C.: Mein Vater war überströmt vom Blut meines Sohnes. Wenig später fuhr ich mit der Rettung mit ins Donauspital. Der Hundebiss war so fürchterlich, dass sich die Zähne in den Kopf gebohrt hatten.

ÖSTERREICH: Wie geht es Waris jetzt?

Raman C.: Mein Sohn ist derzeit zwar stabil, befindet sich aber weiterhin in Lebensgefahr. Waris ist im künstlichen Tiefschlaf, bis die Infektionsgefahr gebannt ist. Ich wünsche mir nur, dass er sich bald erholt. Bitte betet für meinen Sohn.

ÖSTERREICH: Wie geht es Ihnen jetzt?

Raman C.: Die ganze Familie ist am Boden zerstört. Freunde, Familie und Bekannte leiden alle mit uns mit. Wir hoffen auf ein Happy End.

 

Tierschutz-Chefin: "Hundebesitzer müssen viel öfter überprüft werden"

Gegen die Halterin des Rottweilers wurde nun ein Hundehalteverbot verhängt. Sie hat zwar einen Hundeführschein, aber sie war betrunken, als ihr Tier das Kind attackierte: „Absolut unzuverlässigen Personen, die betrunkenen mit einem Tier unterwegs sind, muss der Schein sofort entzogen werden“, so Petrovic. Aber: „Es wird viel zu selten hart durchgegriffen.“ Petrovic: „Ich kenne einen Fall, da hat ein Betrunkener in Wien seinen Hund aus dem Fenster geworfen. Das Tier starb. Trotzdem durfte der Mann den Hundeführschein behalten.“ Vom Einschläfern des Rottweilers, der jetzt das Kind angefallen hat, hält Petrovic nichts: „Das Tier wird im Gehege der Stadt Wien weiterleben.“

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