Der Mangel an Krisenpflegeeltern nahm in Wien zuletzt dramatische Formen an. Mitarbeiterinnen der Kinder- und Jugendhilfe mussten eingreifen, als das System versagte. Sie nahmen sie Babys privat auf, wie "Wien heute" berichtet.
In Wien herrscht derzeit ein erheblicher Engpass bei Krisenpflegeplätzen für Kinder. Vier Mitarbeiterinnen der Kinder- und Jugendhilfe haben aus diesem Grund Babys vorübergehend selbst mit nach Hause genommen. Die Zahl an Krisenpflegeeltern reicht nicht aus, um den Bedarf zu decken.
Im Sommer sei die Lage besonders angespannt gewesen. Man habe die Idee der Mitarbeiterinnen, Babys mit nach Hause zu nehmen, aufgegriffen, rechtlich geprüft und umgesetzt, erklärte Ingrid Pöschmann von der MA11 im "Wien heute"-Interview. Aktuell stehen 37 Krisenpflegeeltern zur Verfügung, sieben weitere befinden sich in Ausbildung. In speziellen Krisengruppen für Säuglinge werden derzeit 21 Babys betreut.
Zehn weitere Pflegeeltern gesucht
Auch die Betreuung älterer Kinder ist von der Ressourcenknappheit betroffen. Laut Kinder- und Jugendanwaltschaft wurden 2022 bei 57 Kontrollen in Krisenzentren Überbelegungen festgestellt. Die Stadt Wien verzeichnet laut Kinder- und Jugendhilfe eine steigende Zahl von Kindern, die aus Familien herausgenommen werden müssen. Seit 2021 wurde die Zahl der Krisenzentrumsplätze von 138 auf 186 erhöht. Für Kinder unter drei Jahren werden aktuell mindestens zehn weitere Pflegeeltern gesucht.