Ausstellungsprogramm

Kunsthalle Wien zeigt 2026 die geballte Kreativkraft Wiens

Die Kunsthalle Wien rückt 2026 ihre Heimatstadt in den Mittelpunkt – mit einem kreativen Kraftakt quer durch alle Disziplinen. Sechs Ausstellungen und vier Österreich-Premieren stehen auf dem Programm. 

Österreich-Premieren und ein üppiges Heimspiel: So könnte man die Vorhaben der Kunsthalle Wien 2026 lakonisch zusammenfassen. Direktorin Michelle Cotton kündigte am Freitag bei der Vorstellung ihres zweiten Jahresprogramms sechs Ausstellungen an - vier davon Solos internationaler Künstlerinnen und Künstler, die hierzulande noch nie in Einzelausstellungen zu sehen waren. Herzstück der Saison ist aber eine Gruppenschau mit knapp 60 Artists als "Momentaufnahme" der Wiener Szene.

"Wir haben im ersten Jahr sehr viel produziert", ließ die Britin Cotton ihr erstes volles Jahr als Chefin Revue passieren. Für die "bewegenden und klugen, weit über die Stadt hinausstrahlenden Ausstellungen" und das "fantastische Team", das "Arbeit auf höchstem Niveau" leiste, gab es denn auch gleich einmal Lob von Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ). "Der Pfad geht nach oben", zeigte sich die Ressortchefin mit Blick auf gestiegene Zahlen von Besucherinnen und Besuchern mit der ersten Bilanz Cottons zufrieden. Nach konkreten Zahlen gefragt, wollte Wolfgang Kuzmits, Geschäftsführer der Stadt Wien Kunst GmbH, keine Infos geben, mit Verweis auf das noch nicht abgelaufene Jahr - nur so viel: "Wir werden den guten Trend der vergangenen Jahre übersteigen" und das werde sich auch positiv in Sachen Umsatz auswirken.

Freier Eintritt an jeweils letztem Sonntag im Monat

Cotton freute sich jedenfalls ankündigen zu können, dass es im kommenden Jahr jeden letzten Sonntag im Monat - erstmals am 25. Jänner - freien Eintritt in ihr Haus geben wird. Möglich macht das eine Kooperation mit dem Dorotheum.

Was die inhaltliche Zukunft betrifft, beginnt das neue Ausstellungsjahr in der Kunsthalle im Museumsquartier am 29. Jänner mit der Soloschau "Octogone" der französisch-iranischen Künstlerin Chalisée Naamani. Ihre Skulpturen, Drucke und Textilarbeiten schöpfen oft aus ornamentalen Traditionen und beziehen Freizeitbeschäftigungen von Boxen bis Pferdesport ebenso mit ein wie Protest und politischen Widerstand. Naamani ist genauso erstmals mit einer Einzelschau in Österreich präsent wie der Turiner Guglielmo Castelli, der ab 13. Februar in der Kunsthalle-Dependance am Karlsplatz unter dem Titel "Sweet Baby Motel" (bis 12. April) Gemälde und Skulpturen aus geschnittenem Papier präsentiert.

57 Kunstschaffende, 18 Länder, 62-Meter-Vitrine

Mit 1. Mai beginnt dann mit "Lebt und arbeitet in Wien: Contemporary Art from Vienna" das größte Projekt des Jahres. Bis 26. Oktober präsentiert die Kunsthalle in all ihren Ausstellungsräumlichkeiten einen ausufernden Querschnitt über die Wiener Gegenwartskunstszene. 57 Künstlerinnen und Künstler aus 18 Ländern, die derzeit allesamt in der Bundeshauptstadt ihren Lebensmittelpunkt haben, werden mit Arbeiten aus allen Genres vor den Vorhang geholt - und damit ein Ausstellungsformat wiederbelebt, das die Kunsthalle 2000 aus der Taufe gehoben und seither einige Male - zuletzt 2015 unter dem Titel "Destination Wien" - wiederholt hat.

Co-Kurator Daniel Baumann strich die "enorm hohe Qualität" hervor: "Vor 20 Jahren war das eine ganz kleine Szene. Viele gingen damals nach Berlin. Jetzt haben wir die Qual der Wahl. Die Stadt hat sich sehr geöffnet." Man wolle einem breiten Publikum zeigen, "was hier gerade läuft". Co-Kuratorin Monika Georgieva sprach von einer sehr aktiven und lebendigen Szene, die sich stets verändere. Insofern handle es sich um eine "Momentaufnahme". Laut Cotton, die dritte im Kuratorentrio, stellt man anders als in den vergangenen Ausgaben nicht nur auf die Jungen ab, sondern hebt alle Generationen auf den Sockel. Unübersehbar wird zumindest ein Teil der Schau schon deshalb sein, weil dafür auch eine 62 Meter lange Vitrine an der Außenfassade des Museumsquartiers angebracht wird.

Skulpturale KIeinode mit Wien-Bezug als Schlusspunkt

Im Herbst geht es dann weiter mit den Gewinnerinnen und Gewinnern des Kunsthalle-Preises ab 30. Oktober am Karlsplatz (bis 10. Jänner 2027). Ab 13. November steht im MQ dann die aus Hongkong stammende Künstlerin Tiffany Sia im Scheinwerferlicht, deren neuer Film "Overt Listening" (bis 31. Jänner 2027) wiederum im Zentrum ihrer ersten institutionellen Einzelschau in Österreich steht. Darin geht es um die Folgen des Kalten Krieges in Taiwan, wobei mündliche Erzählungen, offizielle Geschichtsschreibung und Populärkultur vermischt werden. Den Schlusspunkt 2026 setzt die Niederländerin Magali Reus, die sich für ihre sorgfältig gefertigten Skulpturen in Form von Sardinendosen oder Mausefallen handwerklicher Techniken wie Schmieden, Korbflechten oder Stickerei genauso bedient wie maschineller Verfahren von Laserschnitt bis 3D-Druck. Für ihre erste Ausstellung in Österreich (bis 2. Mai 2027) bereitet Reus gerade Arbeiten vor, die konkret Bezug nehmen auf Wien - von der Stadtmöblierung bis zu Beschilderungen.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten