Hinrichtung im ersten Bezirk

Mafia-Krieg tobt mitten in Wien

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Die Wiener Opfer gehör(t)en zu den „Kavacki“, ihre Gegner sind die „Sklajarski“.

Begonnen hat der Krieg der beiden Clans 2014, als in der spanischen Hafenstadt Valencia 200 Kilo Kokain, die den „Kavacki“ gehörten, verschwanden und angeblich von den Kontrahenten gestohlen wurden. Seitdem gab es mehr als 30 Tote.

Figlmüller Schüsse in Wien Totes Opfer Vladimir R.
© Facebook

Vladimir R. wurde mitten in Wien hingerichtet.

Mordopfer hatte schon
lange Angst vor Attentat

So wie es derzeit aussieht, sind die beiden Opfer in Wien, Vladimir R. (31) starb durch ­einen Kopfschuss, Mitglieder des „Kavacki“-Clans. Der Getötete war erst seit Anfang ­Dezember wieder auf freiem Fuß. Er hatte in Belgrad eine achtmonatige Haft wegen Beteiligung an einem Bombenattentat, illegalem Waffen­besitz und Dokumentenfälschung hinter sich und war seit einer Woche in Wien.

Vor seiner Verhaftung 2017 hatte Vladimir die serbischen Behörden fast angefleht, ins Gefängnis nach Montenegro ausgeliefert zu werden, weil er Angst hatte, liquidiert zu werden – sein Bruder hatte bei einem Bombenanschlag beide Beine eingebüßt.

Figlmüller Schüsse Innenstadt
© TZOE/Moni Fellner

Beim zweiten Opfer der Schießerei in Wien, dem ebenfalls aus Montenegro stammenden 23-jährigen Stefan V., der schwer verletzt im AKH liegt, handelt es sich um einen Sohn des einstigen Bosses der montenegrinischen Mafia, Kicun V., der 1999 bei einem Rache­attentat vor dem Cafe Cascade in Novi Sad ermordet wurde. Stefans Bruder Filip wurde 2015 in Palic durch 15 Kugeln hingerichtet. Vom dritten Mann, der mit Vladimir und Stefan im Lugeck Schnitzel essen war, ist noch wenig bekannt. Doch dürfte auch er zur „ehrenwerten“ Organisation gehören.

Clan-Boss von eigenen Leuten verpfiffen?

Lauerte den drei Mafiosi ein gedungener Killer vom rivalisierenden Clan auf? Oder war es eine interne Abrechnung, die mit einem weiteren Ereignis zusammenhängt:

In der tschechischen Hauptstadt Prag wurde vor nicht einmal einer Woche der Boss der „Kavacki“, Kotoranin Slobodan K. (55), von 30 Elite-Polizisten in einem Hotel-Zimmer aufgespürt, verhaftet und identifiziert. Der Clan-Chef war seit zwei Jahren auf der Flucht und hatte Unterschlupf in ganz Europa (auch in Österreich). Er hatte zwei Pässe bei sich, eine plumpe französische Vollfälschung und einen Kosovo-Pass, der korrekt von einer Behörde im Kosovo ausgestellt worden war, was jetzt zu umfassenden Ermittlungen führte. Wurde der Mafia-Boss von seinen eigenen Leuten verpfiffen und schritt man deshalb gar so öffentlichkeitswirksam nicht einmal 500 Meter vom Stephansdom entfernt zur Liquidation? (kor)

Video zum Thema: Sondersendung zu den Schüssen in Wien

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