Auch beim zweiten Gespräch mit seiner Anwältin Astrid Wagner zeigte sich der inhaftierte Afghane von seiner irrsten Seite.
Noch immer trägt Jafar S. (23), der mit sieben weiteren Gefangenen in einer Acht-Mann-Zelle untergebracht ist, nur ein Nachthemd - mit dem er auch zum zweiten Termin mit seiner Verteidigerin und dem beigezogenen Dolmetscher erscheint. Auf die Frage, wie es ihm geht, sagt der Amokläufer von der Praterstraße und vom Praterstern: „Etwas besser. Satan kann mich nicht mehr verführen.“ Der Grund dafür: aus der Gefängnisbibliothek bekam er einen Koran, den hatte er am Vortag nach einem Selbstmordversuch mit der Schere laut eingefordert hatte: Er brauche einen. Und zwar in Farsi (der persischen Sprache in Afghanistan), trug er der Top-Anwältin, die ihn gemeinsam mit Dr. Wolfgang Blaschitz verritt, auf. Die Gefängnisleitung kam der Juristin zuvor.
Dann schilderte der junge Zuwanderer in unzusammenhängenden Sätzen, warum er auf die Arztfamilie (67, 56 und die 17-jährige Tochter) eingestochen hat. „Ich bin an ihnen vorbeigegangen und sie haben mich ausgelacht. Das habe ich nicht ertragen.“ Seit er in Österreich ist, laufe für ihn alles nur schief. Wie berichtet, beschimpft er das Land, in dem er 2015 einen Asylantrag gestellt hat, als „schlecht“. Schnell rutschte er in die Drogenszene ab, verbüßte wegen eines Drogendelikts Haftstrafe und gab zweimal vor, wieder in die Heimat zurückkehren zu wollen. Was angezweifelt werden darf. Vielmehr wollte Jafar S., für den die Unschuldsvermutung gilt, beim Bundesamt für Asyl nur die Heimkehrerpauschale kassieren. Um sich mit noch mehr Drogen vollzudröhnen.
Auf der Straße war der junge Afghane jedenfalls als äußerst rabiat bekannt. Doch niemand fand sich bzw. ihn, um den 23-Jährigen abzuschieben. Zuletzt flog er aus einem Caritas-Heim und strich ziellos durch die Stadt. Überall sah er nach eigenen Angaben „Teufelsleute“, die ihn verführen wollten, angeblich soll es kurz vor dem Blutbad eine homosexuelle Attacke gegeben haben. Dieses Aussage gegenüber der Polizei konnte aber bis dato nicht verifiziert werden.
Die Opfer von Jafar S. – die Zahnnarzt-Familie und sein afghanischer Dealer (20) am Praterstern – sind zwar alle außer Lebensgefahr, doch an den Folgen der Verletzungen durch den Messerstecher dürften sie noch ein Leben lang leiden.