Sowohl 300 Spitals-als auch 300 Kassenärzte fehlen derzeit in der Stadt Wien.
Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) gerät nun immer mehr ins Visier der Ärztekammer. Wolfgang Weismüller, Chef der Kurie der Spitalsärzte, wirft ihm im ÖSTERREICH-Gespräch "weitgehende Ignoranz des akuten Ärztemangels in den Spitälern vor".
Die Ärztekammer warne seit Jahren, dass bei steigender Bevölkerung, kürzerer Ärztearbeitszeit und gleichbleibender Kopfzahl bei den angestellten Medizinern im Krankenanstaltenverbund die Rechnung nicht mehr aufgehen könne. "Wien ist um 200.000 Menschen gewachsen, die Spitalsärzte stehen ihren Patienten heute von Gesetz wegen im Durchschnitt um 17 Prozent weniger Stunden zur Verfügung", erklärt Weismüller. Der Fehler liege aber nicht im Gesetz, sondern in der fehlenden Adaption der Stadt Wien auf die neuen gesetzlichen Bestimmungen.
Je 300 Ärzte für Spitäler und Kassen fehlen schon
Die Rechnung. "Um allein diese Differenz ausgleichen zu können, brauchen wir sofort 300 Spitalsärzte zusätzlich, auch im Kassenbereich fehlen akut 300 Ärzte", so Weismüller.
Allein, der Stadtrat tue nichts, auch nicht gegen die anrollende Pensionierungslawine, so Weismüllers Vorwurf:"Wir müssten jetzt schon mit der Ausbildung beginnen. Wenn dann die Fachärzte zu Hunderten in Pension gehen, ist es zu spät. Da trägt Hacker die volle Verantwortung."
Immerhin geht in den nächsten zehn Jahren jeder dritte Spitalsarzt in Pension. Extrem lange Ambulanz-Wartezeiten seien nur der Vorbote eines echten Versorgungsengpasses bei der Gesundheit. Die akute Personalnot im KH Nord sei nur die Spitze des Eisbergs.