Bluttat in Deutschkurs

AMS-Mord-Opfer war Volksmusiker

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Liedermacher aus Afghanistan wurde in Wien ermordet.

Die Facebook-Seite des Künstlers aus der Region Nejrab ist voll von Beileidsbekundungen aus aller Welt: Landsleute, die aus der von Willkür beherrschten Heimat in alle Welt geflüchtet waren, trauern um Homayoon N. (31), einen bekennenden Hazara – das sind persischsprachige Schiiten, eine Minderheit in Afghanistan, die von den Taliban und ISIS-Fundamentalisten brutal verfolgt wird.

Todfeind stach mit 
Keramikmesser zu

Der Sänger und Volksmusiker flüchtete mit Frau und zwei Kindern im Alter von fünf Monaten und drei Jahren nach Österreich, zuerst nach Villach, dann nach Wien – wo er sich in der afghanischen Community ein neues Leben aufbauen wollte. Ausgerechnet bei einem vom AMS veranstalteten Deutschkurs traf er jetzt auf (s)einen Todfeind, der ihn möglicherweise genau aus jenen religiösen Gründen, derentwegen er geflüchtet war, mit einem Messer tötete.

Wie berichtet, behauptet ein Freund des am Dienstag in Liesing Ermordeten: „Homayoon musste sterben, weil er einen Song gegen die Taliban (jetzt ISIS) geschrieben hat.“ Der Angreifer mit dem Keramikmesser, offenbar ein junger Salafist, hatte grundsätzlich etwas gegen Musik und gegen Schiiten sowieso.

Kritik an den zögerlichen Polizeiermittlungen

Nach der Bluttat, der schon ein längerer Streit voraus­gegangen war, konnte der 17-jährige mutmaßliche Täter Reshad Z. flüchten. Bald eine Woche nach der Attacke gibt es noch immer keine Spur von dem jungen Afghanen. Das Umfeld der Familie des Mordopfers ist irritiert, dass die Fahndung bisher ergebnislos verläuft: „Der hat sich doch längt mit Hilfe von Komplizen ins Ausland abgesetzt und gibt sich als jemand anderer mit neuem Namen aus.“ Zudem stelle sich die Frage, weshalb kein Fahndungsfoto des Verdächtigen veröffentlicht wurde. Weil die Behörden den Anschein erwecken wollen, dass es in Österreich keine Probleme mit Fundamentalisten gibt?

Autor: Roland Kopt

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