Um Mitternacht spielten sie den „Donauwalzer“. ÖSTERREICH-Reporterin Marlene Kovacs über die erste Rauchfrei-Nacht.
21.30 Uhr, Bermudadreieck, Szeneviertel in der Wiener City. Viele unterwegs, zum Teil verkleidet. Halloween. Im Bermuda-Bräu stehen die Raucher bereits vor der Tür: „Die Aschenbecher sind schon um 18 Uhr weggeräumt worden, um keine Probleme mit Rauchern um Mitternacht zu haben“, sagt ein Kellner. Im Krah Krah, einem Bierlokal daneben, wird hingegen fleißig weitergeraucht. Die Stimmung ist gut. Man hat das Gefühl, dass die Leute extra viel rauchen, um die letzten Stunden noch voll auszunutzen.
Krah-Krah-Besitzerin Christine Salchenegger (66) führt das Lokal seit 32 Jahren. Sie räumt Punkt Mitternacht alle Aschenbecher weg. Kein Protest: „Hier wird sich nichts ändern. Meine Gäste kommen trotzdem. Wir sind sowieso eines der letzten Länder, in denen noch geraucht wird“, sagt sie. Außerdem: „Ein Stammgast sagte mir: ‚Ich komme zu euch, weil ich gerne komme.‘“
Letzter Zug: Ein Countdown wie in der Silvesternacht
Anders sieht das Thomas Steinpichler (22), technischer Berater. Er steht zusammen mit Rebecca Schlederer (21), Innendienstmitarbeiterin, vor dem Bermuda-Bräu und raucht. „Es ist komisch, irgendwie ungewohnt. Nicht gerade einladend, wenn vor der Tür 20 Raucher stehen.“ Im Café Daniel Moser in der Rotenturmstraße wird noch heftig geraucht. Es ist 23 Uhr, Geschäftsführer Sergio Cukaci (38) sieht das Rauchverbot positiv: „Ich finde es richtig, aber es wird zum falschen Zeitpunkt eingeführt. Warum nicht vor dem Sommer?“ Ein bisschen Wehmut klingt durch, als um 0 Uhr die Aschenbecher verschwinden: „Jetzt müssen alle vor die Türe.“ Und: „Eigentlich hat mich der Rauch in den Lokalen immer gestört“, sagt er.
Alex Pisecker (52), Journalistin, ist Stammgast. Sie sagt: „Ich rauche, seit ich 14 Jahre bin. Das Rauchverbot ist eine Bevormundung. Ich möchte selber entscheiden, was ich tue und was nicht.“
Countdown
Weiter geht’s zum Café Rüdigerhof. Der Laden ist voll. Jeder raucht. Es qualmt gewaltig. Man hat das Gefühl, die Leute rauchen, als gäbe es kein Morgen. Man bekommt fast keine Luft. Auf dem Tisch stehen Schalen mit Gratiszigaretten. Alle greifen zu und rauchen weiter. Ein Countdown ist auf einem Monitor zu sehen. Kurz vor Mitternacht räumen sie schließlich die überquellenden Aschenbecher ab. Dann der Countdown „10, 9, 8, 7 …“ – ein Gefühl wie Silvester. Langsam dämpfen alle ihre Zigaretten aus. Der Qualm lichtet sich: „Ich habe mein Lokal noch nie ohne Rauch erlebt“, sagt Besitzer Mentor Halper (37). Vorm Lokal Schmauswaberl gegenüber steht Karo Pernegger (35), eine Fotografin: „Ich hoffe, dass es mir jetzt leichter fällt, aufzuhören.“
Wirte-Chef: "Es wurde überall deutlich weniger konsumiert"
Nachtschwärmer zählten die Sekunden runter wie zu Silvester: „Es verlief aber landesweit gut“, sagt Stefan Ratzenberger. Für eine endgültige Bilanz sei es aber noch zu früh, meint er.
Anrainerschutz. Fest stehe aber schon jetzt, dass landesweit in allen Nachtlokalen merkbar weniger konsumiert wurde als sonst: „Wer vor der Tür steht und raucht, konsumiert nichts“, so Ratzenbeger.
Offen bleibt vorerst auch die Frage, wie es mit dem Anrainerschutz aussieht. Geraucht wird in Gruppen vor der Tür, zwangsläufig steigt dadurch der Lärmpegel vor den Nachtlokalen. Eine Statistik über Anzeigen gibt es noch nicht.
Raucher-Sheriffs: "Keine Kontrollen in der ersten Nacht"
„Wir haben uns gedacht, die Leute sollen ruhig noch Halloween feiern“, so Alexander Hengl, Sprecher des Marktamtes. Erst am Allerheiligentag waren zwölf Personen unterwegs, um zu schauen, ob in den Lokalen alles gesetzeskonform abläuft. „Wir überprüfen, ob die Rauchverbotskennzeichnung angebracht ist, ob Aschenbecher aufgestellt sind, ob Leute drinnen rauchen“, so Hengl. Die Kontrollen werden so ablaufen: „Tür auf, reinschauen, Tür zu.“ Eine erste Bilanz des Marktamts wird es heute geben. Auch in den Bundesländern wurde in der Halloween-Nacht nicht kontrolliert, ob die Aschenbecher um Punkt Mitternacht abgeräumt wurden.