Im Jahr 2007 starben weniger Menschen an illegalen Drogen, immer mehr Suchtkranke befinden sich in Substitutionsbehandlung.
Der Österreichische Drogenbericht 2008 (Daten aus 2007) vermerkt mehrere positive Tendenzen. Geschätzt wird, dass im Jahr 2007 zwischen rund 22.200 und 33.500 Personen in Österreich problematischen Drogenkonsum betrieben haben. Darunter versteht man vor allem das Injizieren von Heroin oder den Mischkonsum von Opiaten mit anderen Suchtgiften und Medikamenten. Hier waren die Zahlen bis 2004 offenbar ansteigend, seither haben sie sich stabilisiert bzw. reduziert. Die fallende Tendenz betraf vor allem die Altersgruppe zwischen 15 und 24 Jahren.
Weniger Tote
Positiv ist auch die Entwicklung der Zahl der
Drogentoten. 1998 waren 117 Personen direkt infolge von Suchtgiftkonsum
gestorben, im Jahr 2000 waren es 167. Nach einem leichten Abfall erhöhte
sich diese Zahl (2002: 139) bis 2006 auf 197. Im Jahr 2007 waren es
schließlich 157 Opfer. Wegen der geringen Zahl sind die Schwankungen aber
nicht unbedingt statistisch signifikant. Erstmals erhöhte sich das
Durchschnittsalter der Drogentoten wieder, was auf weniger Risikonachwuchs
schließen lassen könnte. Am gefährlichsten sind immer die Mischvergiftungen.
Opiatgebrauch zusammen mit jenem von Schlaf-und Beruhigungsmitteln sowie von
Alkohol potenzieren die dämpfende Wirkung von "Heroin und Co."
auf das Atemzentrum im Gehirn und lösen damit oft erst die Todesfälle aus.
Bei 91 Prozent der Drogentoten wurden vergangenes Jahr solche
Mischintoxikationen festgestellt.
Mehr Patienten in Substitutionsbehandlung
Seit vielen Jahren
bewährt sich in Österreich die Substitutionsbehandlung für Opiatabhängige.
Auf spezielle Rezepte und unter kontrollierten Einnahmebedingungen erhalten
die Suchtkranken opiathältige Arzneimittel in der Apotheke. Das stabilisiert
ihre Situation, bringt sie weg von der Beschaffungskriminalität und ebnet
schließlich einem Teil von ihnen den Weg zur Wiedereingliederung in die
Arbeitswelt und in die Normalität. 1998 waren es beispielsweise erst 3.389
Patienten, die in Substitutionsbehandlung waren. Im Jahr 2006 waren es
8.120, im Jahr 2007 schnellte die Zahl auf 10.452 hinauf. Der letzte Anstieg
war durch besonders viele Ersttherapien (2.148) bedingt.
Weitgehend stabil sind schließlich auch die Zahlen, welche das Innenministerium zum "Drogenmarkt Österreich" zu dem Report beitrug. Die Zahl der Beschlagnahmungen von Suchtgiften ist von 1998 bis etwa 2004 gestiegen (Cannabis: 4.600 bzw. 6.200, Heroin: etwas über 500 bzw. rund 1.000), seither aber wieder etwas zurückgegangen. Österreich ist vor allem ein Drogentransitland.
Die Zahl der Verurteilungen nach dem im Jahr 2007 novellierten Suchtmittelgesetz und auch die Zahl der Anzeigen stieg bis ind Jahr 2005 stark an, ist seither aber rückläufig. 2007 erhielten sieben Prozent aller Verurteilten eine Freiheitsstrafe. Der Anteil der bedingten Freiheitsstrafen betrug daran 47 Prozent. Während 1998 rund 2.200 Verurteilungen wegen Handel oder Besitzes von kleineren Mengen Suchtgift erfolgten, erhöhte sich diese Zahl bis zum Jahr 2005 auf rund 4.700. 2007 wurde dann wieder eine Zahl knapp unter 4.000 registriert. Ziemlich stabil geblieben sind die Verurteilungen werden professionellen Drogenhandels. Im Jahr 1998 waren es knapp über 1.000. In den Jahren 2004 bis 2006 knapp unter 1.500. Im Jahr 2007 wurden rund 1.400 Verurteilungen registriert.
"Sehen ob der Trend anhält"
"Wir haben zum
ersten Mal seit Jahren eine rückläufige Tendenz bei den Drogentoten. Ihre
Zahl ist bis 2006 kontinuierlich angestiegen. Man wird sehen, ob dieser
Trend halten wird", sagte der Bundesdrogenkoordinator Franz Pietsch
(Gesundheitsministerium), auch Vorstandsmitglied der Europäischen
Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD/Lissabon), die heute,
Donnerstagvormittag, ihren Jahresbericht (Zahlen: 2006) in Brüssel
vorstellt.
Insgesamt sei die Situation ziemlich stabil. Pietsch: "Wir können von einer Stabilisierung beim problematischen bzw. i.v.-Drogenkonsum (Injizieren von Opiaten, Anm.) ausgehen, vielleicht von einem kleinen Rückgang. Wir haben einen hohen Anteil an Substitutionspatienten." Die nun geltende neue Verordnung zur Drogensubstitution mit strikteren Mitgaberegeln für die Ersatzpräparate (Methadon, Buprenorphin, retardierte Morphine etc.) habe dazu geführt, dass der Anteil der Substitutionspatienten mit kontrollierter Einnahme gestiegen sei. Das habe sich aber nicht negativ auf die Zahl der Substitutionspatienten (mittlerweile mehr als 10.000 in Österreich) ausgewirkt: "Wir haben im vergangenen Jahr einen Anstieg dieser Zahl um 20 Prozent registriert." Genaue aktuelle Zahlen werde es in Zukunft mit Umstellung des Meldeverfahrens auf ein Online-System geben.
Konsum steigt
Wiens Drogenkoordinator Michael Dressel zeichnete
ebenfalls ein differenziertes Bild: "Es ist erfreulich, dass die Zahl
der Todesfälle rückgängig ist. Wir haben jetzt aber schon eine Studie
konzipiert, in der wir uns näher ansehen werden, was die Ursachen und wie
die Zusammenhänge sind, unter denen hier Menschen sterben. Es ist nicht nur
die (Drogen-)Substanz allein. Wir sind bei der Drogensubstitution wesentlich
weiter als viele Bundesländer und hier sehr erfolgreich. Wir haben bei rund
7.000 Substitutionspatienten nur 200 bis 300, die problematisch damit
umgehen."
Man müsse aber wachsam bleiben. Dressel: "Die Opiate scheinen abnehmend zu sein oder zu stagnieren. Der Konsum von Cannabis und anderen Substanzen ist aber nach wie vor im Steigen, nicht exorbitant, aber im Steigen."
Kokainkonsum in Europa steigt
Der Europäische Drogenbericht
(Daten aus 2006) und die einzelnen Konsummuster der Benutzer illegaler
Drogen: Stimulanzien wie Amphetamine, Ecstasy und Kokain sind derzeit in
Europa nach Cannabis die am zweithäufigsten konsumierten Drogen. Innerhalb
dieser Gruppe ergeben die Daten jedoch ein sehr gemischtes Bild in Bezug auf
Prävalenz, Tendenzen und Entwicklungen des Marktes. Diese Feststellung
trifft die EU-Drogenbeobachtungsstelle (EBDD) in ihrem heute, Donnerstag, in
Brüssel erschienenen Jahresbericht 2008 zum Stand der Drogenproblematik in
Europa. Fazit: Tendenz bei Amphetaminen und Ecstasy ist stabil, doch der
Kokainkonsum steigt in Europa generell weiter an.
Cannabis: Droge Nummer 1
Cannabis: Fast ein Viertel aller
Europäer, d. h. etwa 71 Millionen (15 bis 64 Jahre) haben in ihrem Leben
schon Cannabis probiert, etwa sieben Prozent (23 Millionen) haben es im
vergangenen Jahr konsumiert. Damit ist und bleibt das Hanfprodukt die in
Europa am häufigsten konsumierte illegale Droge. Laut EBDD gibt es jedoch in
einigen wichtigen Märkten Anzeichen dafür, dass die Popularität der Droge
nachlässt. Schätzungen zufolge haben im vergangenen Jahr Jahr etwa 17,5
Millionen junge Europäer (15 bis 34 Jahre) Cannabis konsumiert. Die jüngsten
Daten aus nationalen Erhebungen zur Zwölf-Monats-Prävalenz des
Cannabiskonsums in dieser Altersgruppe zeigen in den meisten Staaten eine
Stabilisierung bzw. einen Rückgang, wobei im jeweils vorangegangenen Jahr
durchschnittlich 13 Prozent der jungen Erwachsenen in Europa diese Droge
konsumiert haben.
Opiate sind das größte Problem
Opiate (Opioide)
bleiben das größte Teilproblem der Suchtgiftproblematik. Das ist die
Hauptaussage des neuesten
Jahresberichts der EU-Drogenbeobachtungsstelle
(EBDD/Lissabon), der am Donnerstag, in Brüssel präsentiert wurde. Mitschuld
daran ist die in den vergangenen Jahren dramatisch gestiegene Produktion an
Opium in Afghanistan - der Grundstoff für Heroin.