Flöttl packte aus

93 Millionen Dollar sind verschwunden

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Wolfgang Flöttl: Der BAWAG-Spekulant legte Mittwoch vor dem Staatsanwalt die Liste aller seiner Überweisungen vor, inklusive Parteienfinanzierung. Aus den Zahlen geht hervor: 93 Millionen Dollar sind in Liechtenstein versickert.

Offiziell kam Wolfgang Flöttl zur Einvernahme beim Staatsanwalt aus New York eingeflogen. Pech für Ihn: Eine oe24-Leser-Reporterin entdeckte den smarten Banker samt Ehefrau beim Bade-Urlaub in Ungarn und zückte ihr Handy. Die Fotos sehen Sie hier exklusiv auf oe24.at.

Leser-Reporterin knipste Flöttl
Flöttl logierte bis zum Wochenende in einem Mittelklasse-Hotel am ungarischen Plattensee, studierte in aller Gemütsruhe Zeitungsberichte über ihn und hüpfte zwischendurch immer wieder zur Abkühlung in den verwaisten Hotelpool.
Ohne Jetlag spazierte der Mann, vor dem die halbe Republik zittert, Mittwoch um 8.30 Uhr ins Büro von Staatsanwalt Georg Krakow. Unterm Arm: Ordner, mehrere Kilo schwer. Inhalt: alle Überweisungebelege aus den Bawag-Geschäften. Der erste Zahlungsbeleg war mit 1. Oktober 1999 datiert, der letzte mit 31. März 2005. Flöttls Anwalt: „Mein Mandant hat über den ganzen Zeitraum alle Belege penibel gesammelt und vorgelegt. Sowohl die Überweisungen als auch die Empfangsbestätigungen.“ Es ging einen ganzen Vormittag um den heikelsten Teil der Bawag-Geschäfte des Spekulanten Flöttl.

243 Millionen Dollar Kunst
Als seine Karibik-Deals 1999 floppten, verkaufte er - angeblich als Schadenswiedergutmachung möglicherweise auch, um Schwarzgeld zu bekommen - seine Kunstsammlung und mehrere Liegenschaften. Gestern sagte Flöttl vor Gericht: „ Aus Kunstverkäufen habe ich 243 Millionen Dollar erlöst, aus Liegenschaftsverkäufen 43 Millionen. Auf Wunsch des Bawag-Vorstandes Mag. Nakowitz wurde der gesamte Betrag auf Firmen und Stiftungen mit Sitz in Liechtenstein überwiesen.“ Flöttl legte Zahlungen an mehr als zwei Dutzend (!) Stiftungen vor, die sich alle in Liechtenstein befinden - und die ihm alle von Bawag-Vorstand Mag. Nakovits als Adresse genannt wurden.

93 Millionen fehlen
Die Causa ist dramatisch: Denn laut Flöttls Aufzeichnungen hat er tatsächlich 286 Millionen Dollar an die ihm vom Bawag-Vorstand genannten Liechtenstein-Stiftungen überwiesen. Laut eigenem Kontrollbericht der Bawag sind aber nur 193 Millionen Dollar in Wien angekommen. Nach Adam Riese sind damit 93 Millionen Dollar in Liechtenstein versickert. Genau an diesem Punkt wurde die Flöttl-Einvernahme im Grauen Haus gestern spannend. Der Staatsanwalt wollte von Flöttl wissen: Was ist seiner Meinung nach mit jenen 93 Millionen Dollar passiert, die nie in Wien eingetroffen sind.

Parteienfinanzierung
Sein Anwalt schildert den Termin beim Staatsanwalt so: „Die erste Stunde wurde Herr Flöttl zur Causa Vranitzky befragt. Er hat noch einmal betont, dass es für die Zahlung von 1 Million Schilling keine Beratung und keine Gegenleistung gegeben hat. Dann wurden zwei Stunden lang die übergebenen Zahlungslisten nach Liechtenstein erläutert. Und die letzte Stunde war der Frage gewidmet, ob es nach Meinung von Herrn Flöttl bei diesen Zahlungen Parteienfinanzierung gegeben hat. Herr Flöttl wurde zur Parteienfinanzierung sehr ausführlich befragt - und er hat sehr ausführlich und detailliert ausgesagt.“ Konkret hat Flöttl dem Staatsanwalt seinen „Verdacht“ geäußert, daß die fehlenden 93 Millionen seiner Meinung nach „der Parteienfinanzierung gedient haben könnten“. Diesen Verdacht bezieht Flöttl aus den Überweisungen, die an ÖGB-Stiftungen und an eine „Galonia-Stiftung“ erfolgt seien.

Westenthaler legt Belege vor
Flöttl vor dem Staatsanwalt: „Bawag-Vorstand Nakowitz hat mir mehrmals gesagt, dass Bawag, ÖGB und SPÖ eng untereinander verflochten seien mit der Bawag als Finanz-Sponsor und dass es eine Unterstützungsverpflichtung gegenüber der SPÖ geben würde.“ BZÖ-Spitzenkandidat Peter Westenthaler legte gestern Belege aus Flöttls Einvernahme vor - und verlangte, „daß der Staatsanwalten die Stiftungskonten sofort öffnen läßt, um die Zahlungsflüsse offenzulegen.“

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Plattensee statt New York: Wolfgang Flöttl, geknipst von einer oe24-Leserreporterin

In diesem Hotel am Plattensee hat Flöttl gewohnt. Links oben: seine Zimmer.

Plattensee statt New York: Wolfgang Flöttl, geknipst von einer oe24-Leserreporterin

Plattensee statt New York: Wolfgang Flöttl, geknipst von einer oe24-Leserreporterin

Plattensee statt New York: Wolfgang Flöttl, geknipst von einer oe24-Leserreporterin