Gucci, nicht Ibiza

Der tiefe Fall des HC Strache

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Vom jüngsten Bezirksrat Wiens bis zum Vizekanzler der Republik Österreich. Dann kam der spektakuläre Fall von HC Strache.

Wien. Philippa Strache, Ehefrau des ehemaligen FPÖ-Klubobmanns und Ex-Vizekanzlers HC Strache, wurde das Mandat für einen Einzug in den Nationalrat verwehrt – trotz des angeblichen Deals mit der freiheitlichen Partei. Laut Partei-Insidern soll es folgende Abmachung gegeben haben: Verzichtet HC Strache auf sein EU-Mandat, erhält Ehefrau Philippa ein Nationalratsmandat. HC Strache hielt Wort, die FPÖ nicht. Die Ibiza-Affäre samt Absetzung der Regierung schien Strache weniger geschadet zu haben als die, kurz vor den Nationalratswahlen 2019 aufgedeckten, Spesen-Skandale. – "Es war Gucci, nicht Ibiza", schreibt der Online-Kolumnist Andreas Unterberger.

Aufstieg und Fall eines Spitzenpolitikers

Im Alter von nur 21 Jahren wurde Heinz Christian Strache jüngster Bezirksrat Wiens. Bloß drei Jahre später löste der Nachwuchs-Polit-Star den damaligen FPÖ-Bezirksobmann Herbert Güntner ab. Im Jahr 1996 kam der nächste große Schritt für HC Strache: Er wurde als Abgeordneter in den Wiener Landtag gewählt. 2004 folgte Strache Hilmar Kabas als Parteiobmann der Wiener FPÖ.

Trotz turbulenter FPÖ-Umfragewerte zwischen sieben und zehn Prozent konnte Heinz Christian Strache die FPÖ bei der Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien 2005 14,8 Prozent einfahren. Es folgten Jahre der Skandale, Niederlagen, aber auch Jahre voller historischer Erfolge für den Ex-Zahntechniker, der den Aufstieg zum Spitzenpolitiker schaffte. Trotz zahlreicher Verdienste in der österreichischen Politik – so zum Beispiel die Ausübung des Amtes des österreichischen Vizekanzlers – wurde HC Strache von seiner Partei regelrecht "ausgeliefert". 

 

Video zum Thema: HC Strache: Chronologie der Skandale

 

Insider: "Das ist Sippenhaftung!"

 
Wir - sagt ein Insider aus dem Bundesvorstand - sind heute offensichtlich keine große freiheitliche Familie mehr. Fairness und Zusammenhalt zählen nicht mehr. Nur mehr jeder gegen jeden. In Insider-Kreisen spricht man mittlerweile von "Sippenhaftung": "Alles, was mit dem Namen Strache zu tun hat, wird verfolgt und soll in der FPÖ getilgt werden. Mit allen unlauteren, verleumderischen und vorverurteilenden Mitteln."
 
"Zeig mir, wie eine Partei mit einem zurückgetretenen Obmann mit so vielen Verdiensten umgeht, der auch noch für die Partei auf sein EU-Mandat mit über 45.000 Vorzugsstimmen verzichtet hat, und ich sage dir, welche neuen Charaktere an den Hebeln der Macht sitzen. Alle diese ehemaligen Partei-Sekretäre oder Strache-Lehrlinge würde es ohne HC heute nicht geben", so ein Insider gegenüber oe24.
 

Machtspiele und Intrige

 
Der FPÖ-Bundesvorstand soll den Wiener Landesvorstand der Partei dazu aufgefordert haben, Philippa Strache kein Mandat zu gewähren. Der neue Wiener FPÖ-Obmann Dominik Nepp kam dem ohne Gegenwehr nach. Insider vermuten Machtspiele innerhalb der neuen Parteiführung. Der versprochene Deal platzte schlussendlich, obwohl gegen Philippa Strache nichts Belastendes vorliegen würde. Sie muss sich derzeit gegen mediale Verleumdung und Rufmord zur Wehr setzen.
 
Auch in den sozialen Medien ist die Empörung um Umgang der FPÖ mit den Straches groß: "Hätte die FPÖ dies vor der Wahl gemacht, dann hätte sie statt 16 % nur mehr 11 % erhalten. Das wird der FPÖ noch auf den Kopf fallen", so ein Insider gegenüber oe24.
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