Kritik an Härtefonds

Wiener Wut-Gastronom: ''1.000 Euro im Monat sind lächerlich''

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Gert Kunze hat es satt. Die Bemühungen der Regierung rund um den Härtefallfonds seien nicht genug, findet er. "Jetzt brennt der Hut", sagt er.

Seit Freitag, 17 Uhr, können Kleinstunternehmen, denen wegen Corona der Umsatz wegbricht, Soforthilfen beantragen. Und: Der Ansturm auf den Server der Wirtschaftskammer legte diesen stellenweise lahm. Nach gut einer Stunde waren rund 5.000 Anträge eingelangt, die ersten seien bereits zur Zahlung freigegeben, hieß es.

Allerdings zeigen sich nicht alle Betroffene über den Härtefonds erfreut. Immer mehr machen ihre Wut auch öffentlich. Dazu gehört auch Gert Kunze. Er ist der Besitzer des bekannten Wiener Café Eiles in der Josefstadt. In einem Youtube-Video richtet er seine Worte nun direkt an die Regierung und wird dabei sehr direkt. "Liebe Regierung, ich bin ein Unternehmer und ich kenne all meine Kollegen, die wirklich Angst vor der Zukunft haben. Sie fragen sich: 'Wann rollt der Rubel?", beginnt er seine Ansprache. Die bürokratischen Hürden seien immer noch zu groß. "Wir haben uns zuerst bemüht Lösungen für unsere Dienstnehmer zu finden: Kurzarbeit, Aussetzungsverträge. (...) In der Annahme, dass es dann endlich losgehen wird", so Kunze. Den Härtefall-Fonds nennt er eine "Katastrophe".

"Das ist lächerlich 1.000 Euro im Monat. (...) Das kann so nicht sein. Wir müssen Miete zahlen. Mietparagraph?! Ja, so und so ABGB. Mein Mieter macht das nicht!", sagt er. Die Unternehmer bräuchten jetzt Geld. "Vielen geht's dreckig. Ich bin ja heute das erste Mal draufgekommen, dass ich als geschäftsführender Gesellschafter kein Geld bekomme. Ich hab null Verdienst", sagt der Gastronom. "Wie lange soll das gehen? Bis Juni? Wie soll ich meine Kinder ernähren?", fragt er. Die Rücklagen würden zwar ein bisschen reichen, aber man brauche jetzt Geld - "ohne Bürokratie und ohne Formularwesen". Und noch einmal richtet er seine Worte direkt an die Regierungsspitze. "Jetzt brennt der Hut. Bitte unternehmt was!", so Kunze.

Wie dringend Unternehmer Geld brauchen, zeigte eben auch der Run auf die Antragsformulare. In nur 19 Stunden wurden über 35.000 Anträge gestellt. Und das Geld soll nun auch prompt folgen. Die ersten Tausender werden ab spätestens Mittwoch überwiesen. „Das Geld wird tagesaktuell ausbezahlt und über Nacht überwiesen“, so WKO-General Karlheinz Kopf.

ÖVP-Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck beruhigt im oe24.TV-Interview: „So viele Mittel, wie es braucht, stellt die Regierung auch zur Verfügung.“ Anträge können auch noch in den nächsten Tagen gestellt werden, grundsätzlich sogar bis zum 31. Dezember 2020.

Und so kommen Sie jetzt zu Ihrem Geld:

  • Anspruch. Berechtigt sind alle EPUs , freie Dienstnehmer, Neue Selbstständige sowie Personen, die Kleinstunternehmen bis zu 10 Personen führen und maximal zwei Millionen Euro Umsatz haben.
  • Formular. Der Antrag auf die Soforthilfe kann über ein Online-Formular auf der Seite der Wirtschaftskammer gestellt werden.
  • Wie bekomme ich mein Geld? Die erste Zahlung von 1.000 Euro wird kommende Woche ausbezahlt. Dafür braucht es eine „Selbstbeurteilung“ der Situation sowie die Kopie eines Ausweises. Insgesamt werden bis zu 6.000 Euro innerhalb von drei Monaten an „Härtefälle“ ausbezahlt.
  • Was ist ein Härtefall? Alle, die ihre laufenden Kosten nicht mehr decken können oder einen Umsatzeinbruch von mindestens 50 % haben.
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