Wiener SP-Parteitag

Abschied: Häupl mahnt Zusammenhalt ein

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Bürgermeister bedankte sich für Vertrauen in den vergangenen 25 Jahren.

Der scheidende Wiener Bürgermeister und Parteichef der Wiener Sozialdemokraten, Michael Häupl, hat sich am Samstag für das jahrzehntelange Vertrauen in ihn bedankt. Nach seiner rund 40-minütigen Rede am Parteitag der Wiener SPÖ würdigten ihn die Genossen mit Standing Ovations, lang anhaltendem Applaus und Jubel. Er appellierte in seiner Abschiedsrede für innerparteilichen Zusammenhalt.
 
"Wenn diese Wahl vorüber ist, gibt es einen neuen Chef und hinter dem stehen wir alle", mahnte er. "Das ist weniger ein moralischer Appell als mehr ein Appell an den Überlebenswillen der Sozialdemokratie." Für den "Kampf um Wien" 2020 müsse die SPÖ inhaltlich gerüstet und "geschlossen kampffähig" sein.
 

"Tiefes und persönliches Dankeschön"

"Für mich ist dieser Landesparteitag heute nicht ein normaler Landesparteitag", sagte Häupl. "Seit April 1993 (dem Jahr seiner Wahl zum Vorsitzenden, Anm.) bin ich zu den Landesparteitagen gekommen, um inhaltliche Diskussionsbeiträge zu liefern oder auch um euer Vertrauen zu werben", so Häupl. "Heute bin ich hier, um euch für dieses Vertrauen über die letzten 25 Jahre ein ganz tiefes und persönliches Dankeschön zu sagen."
 
Er trete nach fast 25 Jahren bzw. 8.600 Tagen mit großer Demut zurück. Über so lange Zeit Vorsitzender "dieser großen, starken und nicht zu Unrecht auch stolzen Wiener Sozialdemokratie" sein zu dürfen, "das ist etwas zutiefst Beeindruckendes und zutiefst Persönliches". "Ich danke euch dafür, dass ihr mich diese Arbeit machen habt lassen", sagte Häupl.
 

"Kein Zurück zu Europa der Nationalismen"

Er wolle weder "einen sehr umfangreichen, eitlen Rückblick" halten noch "eine determinierende Vorschau" machen, meinte er weiter, blickte aber doch ein bisschen zurück auf die Zeit, als er die Partei übernommen hatte - als kurz zuvor der Eiserne Vorhang gefallen war und Österreich der EU beitrat. "Es kann kein Zurück geben zu einem Europa der Nationalismen, sondern es kann nur ein Vorwärts geben - hin zu einem Europa der Gemeinsamkeit, der Solidarität, ein Europa, in dem wir uns aufeinander verlassen können", betonte er.
 
Wien sei bis heute ein Vorbild für andere Städte. "Zum Wohlfühlen in einer Stadt gehört zweifelsohne mehr als dass eine Stadt funktioniert", sagte er. "Wie gehen wir mit unseren Alten, den Kranken, mit jenen, die unsere Hilfe brauchen, um - das sind alles Fragen der Lebensqualität. Genau da sind wir sehr, sehr gut."
 

Kritik an FPÖ

Der "absolute USP der sozialdemokratischen Politik" sei "der Kampf um den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft. "Das können nur wir, das wollen nur wir, dem nehmen nur wir uns an." Das interessiere "auch nicht die Grünen, das ist nicht ihr Thema." Die Freiheitlichen seien "überhaupt die Allerletzten". "Sie sind in Wirklichkeit die größten Verräter an den Interessen des kleinen Mannes", meinte Häupl, der sich einmal mehr vehement gegen eine Zusammenarbeit mit der FPÖ aussprach: "Es tut mir leid, Freunde, ich habe damals nicht daran geglaubt, dass man ernsthaft eine gesellschaftlich orientierte Sozialpolitik mit den Freiheitlichen machen kann und ich werde es niemals, auch in Zukunft nicht glauben", betonte er. "Die FPÖ ist genauso eine Partei des Großkapitals wie das die Türkisen sind."
 
"Die Causa Landbauer sei kein Einzelfall, erinnerte er an "viele Verurteilungen von freiheitlichen Funktionären wegen Wiederbetätigung". "Das wird nicht die letzte Erscheinung gewesen sein." In Richtung von Parteifreunden, die sich in der Vergangenheit für eine Koalition mit der FPÖ ausgesprochen hatten, fragte er: "Was würden wir denn jetzt in einer rotblauen Koalitionsregierung machen?" "Wegducken und negieren" wie die ÖVP könnte die Sozialdemokratie nicht.
 

Dank an Kandidaten

Häupl bedankte sich bei den beiden Kandidaten Michael Ludwig und Andreas Schieder einmal mehr für den respektvollen Umgang im Vorfeld der Wahl miteinander und kritisierte die Respektlosigkeit, mit der sich die anderen Parteien über die beiden Kandidaten geäußert hätten: "Ich weiß nicht, woher die Herren Gudenus etc. diese Arroganz hernehmen, aber an der Arroganz werden sie ersticken."
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