Die Mediziner fürchten, dass das Gesundheitswesen immer stärker vom Staat diktiert wird. Die Ärztekammer will daher mit der Regierungsspitze reden.
Statt des ursprünglich geplanten Streiks haben die Ärzte am Donnerstag einen "Informationstag" abgehalten. In den Ordinationen wurden die Patienten nicht nur behandelt, ihnen wurde von den Medizinern auch Informationsmaterial überreicht. In persönlichen Gesprächen versuchten Ärzte auch darauf aufmerksam zu machen, dass sie immer noch die "Gefahr der Verstaatlichung unseres Gesundheitssystems" sehen.
Palette an Aktionen
In Wien wurden breitflächig auf den Straßen
Zettel an Passanten verteilt. In allen Bundesländern fanden
Delegiertenversammlungen in den Ärztekammern statt. Am Grazer Hauptplatz
stand eine "Info-Ordination", in der zahlreiche Ärzte "ordinierten". In
Innsbruck wurden Gratis-Kinokarten für den Michael Moore-Film "Sicko"
verlost, der das US-Gesundheitssystem kritisch analysiert. Der Vorarlberger
Ärztekammer-Präsident versandte eine Postwurfsendung.
Außerdem wurde eine Inseratenkampagne in bundesweiten Zeitungen gestartet.
Gegen Staatsmedizin
Die Ärzteschaft befürchtet eine Entwicklung
des Gesundheitswesens in Richtung Staatsmedizin. In Großbritannien hat eine
solche Ausrichtung des Gesundheitssystems zur Abschaffung der freien
Arztwahl geführt, und dazu, dass manche Patienten überhaupt nicht mehr
behandelt werden. Diese Gefahr sei trotz der Vereinbarung mit
ÖVP-Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky nicht gebannt, der Staat würde
zuviel vorgeben.
Ärztekammer-Präsident Walter Dorner beklagte, dass weder SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer noch ÖVP-Vizekanzler Wilhelm Molterer der Bitte der Kammer um gemeinsame Gespräche nachgekommen sei.