ORF III-Programmdirektor Peter Schöber sieht sich laut Medienberichten mit schweren Anschuldigungen konfrontiert.
Laut Zeugen sollen in internen Sitzungen antisemitische Sätze gefallen sein. In der Whistleblower-Stelle des ORF laufen interne Ermittlungen, die der Sender gegenüber u. a. dem "Standard" bestätigte. Heinz Lederer, SPÖ-"Freundeskreises"-Leiter im ORF-Stiftungsrat, fordert im APA-Gespräch: "Das muss jetzt Chef-Sache und übers Wochenende geklärt werden."
Vorwürfe werden geprüft
"Ja, es gibt Vorwürfe und die werden derzeit intern geprüft", heißt es in einem Statement des ORF. "Den Inhalt kommentieren oder bestätigen wir derzeit nicht." Hintergrund sind anonyme Vorwürfe, Schöber habe sich über die ehemalige ORF-Journalistin und spätere Direktorin des Jüdischen Museums Danielle Spera antisemitisch geäußert.
Danielle Spera kann sich das "nicht vorstellen"
"Der Spera werd ich mal ihren Judenstern vom Kleidl reißen", wird ein kolportiertes Zitat Schöbers zitiert. Gegenüber dem "Standard" sagte Spera, sie könne sich solche Äußerungen "beim besten Willen nicht vorstellen", sie halte sie für "absurd" und verweist auf die langjährige Zusammenarbeit mit Schöber in "größter Wertschätzung und Freundschaft".
"Das muss jetzt Chefsache werden"
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann müsse nun rasch alle Beteiligten an einen Tisch holen und sich ein Bild verschaffen, so Lederer: "Sollte die Suppe zu dünn sein, kann man allen Partnern sagen, dass es vertiefende Prüfungen geben wird." Gleichzeitig solle aber auch Schöbers Werk "gewürdigt werden", so Lederer, der auf zahlreiche Zusammenarbeiten Schöbers mit Spera rund um jüdische Themen im ORF (wie etwa die zehnteilige Serie über heutiges jüdisches Leben in Wien) verweist. Auch sei Spera zuletzt im Kulturbeirat von ORF III verlängert worden.
Die Vorwürfe stammen offenbar aus einer Sammlung von Unterlagen, die über die vergangenen Monate über Schöber von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angelegt wurden. Diese gingen dann gesammelt an die Whistleblower-Stelle. Diese müsse laut Lederer jedoch "nachgeschärft werden, denn offenbar funktioniert sie nicht ausreichend, weil sie eigentlich eingerichtet wurde, damit einzelne Betroffene sich unmittelbar anonym an die Verantwortlichen wenden können".
Prozess bei Arbeitsgericht
Die Anschuldigungen kommen kurz vor einem Prozess am Arbeitsgericht auf, wie "Krone" und "Standard" berichten. Dort geht es im November um die Kündigung eines ORF III-Betriebsrats, der zuvor schwere Vorwürfe der Manipulation von Arbeitszeitaufzeichnungen bei dem in einer Tochterfirma organisierten ORF-Spartensender für Information und Kultur erhoben hatte. Die Kündigung wurde nach "Standard"-Informationen mit Hinweisen begründet, wonach der Mitarbeiter bei Produktionen für ORF III auch Tätigkeiten für die damit befasste Produktionsfirma verrechnet hätte.