Bald legal?

Afrika-Flüchtlinge auch bei uns

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Kärnten, Tirol verstärken Kontrollen. Erste Tunesier in Zügen aufgegriffen.

Zivilfahnder durchforsten Züge aus Italien, bei dem Grenzposten Arnoldstein/Thörl-Maglern werden Autos gefilzt, und es gibt mehr Schwerpunktkontrollen: Rund 100 Beamte des Landespolizeikommandos Kärnten (Gruppe AGM-Dienststellen) sind dieser Tage verstärkt an Kärntens südlicher Grenze im Einsatz.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in Tirol: Die Kontrollen entlang der Brenner-Achse wurden verstärkt. "Wir haben die Passkontrollen auf der Straße und in Zügen intensiviert", sagt die Sicherheitsdirektion Innsbruck.

Erste Flüchtlinge
Hintergrund: Italien plant, Lampedusa-Flüchtlingen 3-Monats-Visa auszustellen; die Weiterreise im EU-Raum wäre damit für alle erlaubt. Österreich will durch die Kontrollen die Ankunft oder die Durchreise von Afrika-Flüchtlingen stoppen.

Die erste Bilanz ist noch bescheiden: "Pro Woche greifen wir bis zu fünf Flüchtlinge aus Nordafrika in Zügen auf, darunter Tunesier und Libyer", sagt Wolfgang Gabrutsch, Leiter der Organisations- und Einsatzgruppe im Landespolizeikommando Kärnten. In den letzten zwei Wochen seien elf Flüchtlinge geschnappt worden – ihre Verfahren über Aufenthaltsgenehmigungen laufen.

Platter: "Grenzkontrollen"
Aus Tirol heißt es: "Vereinzelt haben wir illegale Tunesier aufgegriffen, Flüchtlinge ohne gültigen Pass werden abgeschoben."

Fakt ist: Die Zahl der aufgegriffenen nordafrikanischen Flüchtlinge bewegt sich im Rahmen. "Wir haben bisher keinen markanten Anstieg festgestellt", sagt Rudolf Gollia vom Innenministerium. Flüchtlinge aus Libyen werden nicht bevorzugt. "Sie erhalten keinen Flüchtlingsstatus, jeder Fall wird einzeln geprüft", heißt es.

In Südtirol stellt man sich auf mehr Flüchtlinge ein: Die ersten 20 bis 30 Migranten werden in den nächsten Tagen erwartet – sie kommen in die Gorio-Kaserne in Bozen. Tirols Landeschef Günther Platter sagte am Dienstag: "Wenn Deutschland und Frankreich die Grenzen dicht machen, fordere ich Grenzkontrollen."
 

Chaos: Flüchtlinge zünden ihr Lager an

4.500 Einwohner, über 1.000 Flüchtlinge – jetzt gibt es erste Revolten auf Lampedusa.

Sie sollten in die Heimat abgeschoben werden, dann ging es los. Brenzlige Situation im Flüchtlingslager "Contrada d’Imbriacola" auf Lampedusa (205 Kilometer vor Sizilien). Hier stranden die meisten afrikanischen Flüchtlinge. 1.000 Flüchtlinge kletterten auf das Dach des Lagers. Während viele lautstark "Libertà, ­Libertà" riefen, steckten einige Männer das zentrale Wohngebäude in Brand. Zwar konnte die Feuerwehr relativ rasch löschen, die Polizei hatte die Situation aber lange nicht im Griff. Im Chaos gelang 50 Tunesiern die Flucht, einige wurden aufgegriffen. Die Verlegung der Flüchtlinge geht weiter: 800 Tunesier verließen die Insel Richtung Catania.

Die Flüchtlingswelle aus Nordafrika reißt weiter nicht ab: Ein in Seenot geratenes Fischerboot mit 250 Migranten erreichte am Dienstag Sizilien. Auf Malta strandete ein Flüchtlingsboot aus Libyen. Alle Flüchtlinge wurden in Lager gebracht.

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