Dass Bundeskanzler Gusenbauer einem höheren Steuerbonus für Niedrigverdiener eine Absage erteilt hat, stört die Arbeitnehmervertreter nicht.
Die Vertreter der Sozialpartner haben der von der Regierung eingesetzten Steuerreformkommission am Montag ihre Wunschliste präsentiert. Die Arbeitnehmervertreter machten klar, dass sie trotz der Absage von SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer auf einen Steuerbonus ("Negativsteuer") für alle Niedrigstverdiener beharren. Von den Gremiumsleitern, ÖVP-Finanzminister Wilhelm Molterer und SPÖ-Staatssekretär Christoph Matznetter, kamen keine Stellungnahmen.
Hundstorfer für niedrigere Steuertarife
ÖGB-Präsident
Rudolf Hundstorfer forderte vor allem eine Senkung der Lohnsteuertarife. Was
die Gusenbauer-Absage in Sachen Negativsteuer angeht, deponierte
Hundstorfer, "dass wir davon nichts halten". Der Kanzler will
Niedrigstverdiener bei der Steuerreform nicht weiter begünstigen, weil sie
schon ab Juli geringere bis gar keine Arbeitslosenbeiträge bezahlen.
Tumpel will Negativsteuer für alle Kleinverdiener
Deutlicher
wurde AK-Chef Herbert Tumpel in Sachen Senkung der Arbeitslosenbeiträge für
Einkommen unter 1.350 Euro: "Das reicht meiner Meinung nach nicht aus."
Denn: davon würden nur Arbeitnehmer profitieren, nicht aber Arbeitslose,
Pensionisten, Lehrlinge und Beamte mit Niedrig-Einkommen. Er möchte daher,
dass die 300 Mio. Euro schwere Lohnnebenkostensenkung in eine allgemeine
Steuergutschrift ("Negativsteuer") umgewandelt wird, die allen
Niedrigstverdienern zu Gute kommt.
Leitl für Jahressechstel für Unternehmer
Wirtschaftskammer-Präsident
Christoph Leitl übte sich vorerst in Geduld: "Die Zeit des
Kompromisses wird kommen, jetzt ist die Zeit der Positionierung." Die
Wirtschaftskammer fordert eine Steuersenkung von 2,8 Mrd. Euro - unter
anderem durch Einführung von Weihnachts- und Urlaubsgeld für Unternehmer.
Beyrer für geringeren Spitzensteuersatz
Die
Industriellenvereinigung verlangt bei der Steuerreform eine deutliche
Senkung des Spitzensteuersatzes um rund 700 Mio. Euro und lehnt die
Einführung der Vermögenszuwachssteuer ab. Die Abgabenquote müsse
mittelfristig von 42 auf unter 40 Prozent sinken, "da ist kein Platz
für neue Steuern", so IV-Generalsekretär Markus Beyrer, "Kapital
muss sich wohlfühlen bei uns."
Verbesserungen für Wohlhabende
Die IV fordert
Steuersenkungen von 1,1 Mrd. Euro. Den Schwerpunkt will sie bei der
Entlastung der Spitzensteuerzahler setzen: Der Spitzensteuersatz soll von 50
auf 45 Prozent sinken und erst ab 100.000 Euro Jahreseinkommen fällig werden
(statt bisher 51.000 Euro). Abschaffen möchte die IV die Gesellschaftssteuer
sowie die Kredit-und Darlehensgebühren.
Wlodkowski für höhere Familienbeihilfe
Die
Landwirtschaftskammer macht sich für die Anhebung der Familienbeihilfe
stark. Zusätzlich zur Entlastung der Familien durch Frei- und Absetzbeträge
sollen sowohl die Familienbeihilfe (ab dem zweiten Kind) als auch die
Mehrkindzuschläge um zehn Prozent erhöht werden, so
ÖVP-Landwirtschaftskammer-Präsident Gerhard Wlodkowski. Die Familienbeihilfe
wurde seit 2000 nicht mehr erhöht. Außerdem fordert der Bauern-Vertreter
geringere Steuern auf Dünger und Pestizide sowie eine "Ökologisierung" des
Steuersystems.