Mit nur 60 Jahren

Pilnacek: Todesdrama nach Geisterfahrt

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Christian Pilnacek, langjähriger wie prominenter Spitzenbeamte im Justizministerium  (der zuletzt suspendiert war) wurde tot aufgefunden.

Wien. NÖ. Christian Pilnacek ist tot. Der ehemalige Justiz-Sektionschef wurde in der Nacht auf Freitag leblos aufgefunden. Davor wurde er von der Polizei als Geisterfahrer auf der A22 in Stockerau angehalten. Er war wohl zu früh von der Autobahn abgefahren - er wollte eigentlich zur S5, um nach Hause in den Bezirk Krems zu fahren. Stattdessen dürfte er in Stockerau-Mitte abgefahren sein und nahm den falschen Kreisverkehr, um wieder auf die A 22 zu kommen. Prompt wurde er von der Polizei erwischt. Pilnacek war von einem Abendtermin in Wien gekommen. Der Führerschein wurde ihm - nicht zuletzt auch aufgrund seines alkoholisierten Zustandes -  um 22.15 Uhr entzogen. Neuesten Informationen zufolge wurde er  daraufhin mit auf den Polizeiposten genommen und dort von einer weiteren Person abgeholt. Später wurde er in Niederösterreich im Bezirk Krems tot aufgefunden  Er schied selbst aus dem Leben. Er wurde nur 60 Jahre alt.

Pilnacek war mehr als zwanzig Jahre lang im Justizministerium tätig und galt lange Zeit als mächtigster Beamter Österreichs. Er war eine polarisierende Größe in diesem Land. Und er hatte eine langjährige Feindschaft mit der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, die ihn im Visier hatte. Justizministerin Alma Zadic hatte ihn suspendiert. Sämtliche Verhandlungen gegen ihn gegen zwar für ihn aus, aber die Suspendierung war zum Zeitpunkt des Todes noch aufrecht.

Letztes SMS: "Ich kann nicht mehr"

Er galt als gesellig und wurde oft in Lokalen in Wien gesehen. Am Abend vor seinem Tod nahm er noch an einem Empfang in der ungarischen Botschaft teil.

Nach der Geisterfahrt schrieb er einem Freund: "Ich kann nicht mehr".

Das Landeskriminalamt Niederösterreich hat Ermittlungen zur Todesursache aufgenommen, auch eine Obduktion soll erfolgen. 

Pilnacek: Todesdrama nach Geisterfahrt
© oe24
× Pilnacek: Todesdrama nach Geisterfahrt

Zadic erschüttert

Justizministerin Alma Zadic (Grüne) zeigte sich in einer der APA übermittelten Stellungnahme vom Tod Pilnaceks erschüttert und nannte ihn einen "fachlich äußerst versierten Juristen, der mit seiner Expertise einen großen Beitrag zur Weiterentwicklung der Straflegistik geleistet hat". Pilnacek galt als ausgewiesener Strafrechtsexperte, der seine Expertenwissen bei zahlreichen Reformprojekten einbrachte.

Zadic Pilnacek
© APA/HELMUT FOHRINGER
× Zadic Pilnacek

 Gleichzeitig schreckte er nicht davor zurück, sich mit den ihm unterstellten Staatsanwälten anzulegen. Mit dem mittlerweile legendären Satz "Setzts euch z'samm und daschlogts es, aber das hättet ihr vor drei Jahren machen können" hatte er etwa Anklagevertreter aufgefordert, sich in der Eurofighter-Causa nicht mit keinen Erfolg versprechenden Ermittlungssträngen aufzuhalten und diese Teile einzustellen.

Reizfigur

Justizintern galt Pilnacek stets als Reizfigur, die nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg hielt. Die von den Staatsanwälten der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) mitgeschnittene Aussage zu dem Eurofighter-Verfahren führte zu einer letztlich folgenlos gebliebenen Anzeige wegen Amtsmissbrauchs. Speziell mit der WKStA focht der Sektionschef seine Sträuße aus.

Pilnacek
© APA/GEORG HOCHMUTH

Eine neue Dimension erreichten die Auseinandersetzungen, als Pilnacek im Zuge von Ermittlungen rund um das Heumarkt-Projekt von der Staatsanwaltschaft Wien das Handy abgenommen wurde. Vorwurf: Er soll interne Informationen aus der Behörde verraten haben - in dieser Causa wird nach wie vor ermittelt. In einem anderen Verfahren wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses wurde er dagegen rechtskräftig freigesprochen.

Die diversen Vorwürfe führten schließlich zu einer Suspendierung Pilnaceks, die dieser vor Gericht bekämpfte. Zuletzt wurde ihm von der Disziplinarbehörde eine (nicht rechtskräftige) Geldstrafe aufgebrummt, weil er in einem Chat mit dem damaligen Kabinettschef im Finanzministerium diesem zu einem Rechtsmittel gegen eine Hausdurchsuchung geraten hatte. In diesem Zusammenhang fiel auch die auf Ex-Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) gemünzte Aussage "Wer vorbereitet Gernot auf seine Vernehmung?".
 

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