pAMELA.PNG

Interview der Woche

Rendi-Wagner: ''Hätte früher auf Tisch hauen müssen''

Teilen

Auf oe24.TV rechnete Pamela Rendi-Wagner hart mit dem Doskozil-Kurs ab.

oe24.TV: Wie erklären Sie sich, dass die SPÖ in Salzburg so abstürzte?

Pamela Rendi-Wagner: Der Spitzenkandidat hat einen engagierten Wahlkampf geführt und ehrenamtliche Mitglieder sind wochenlang gelaufen. Das Ergebnis wäre aber wohl ein anderes gewesen, wenn sich die SPÖ dort klar von der FPÖ distanziert hätte und nicht versucht hätte, nach rechts zu blinken. Diese Rechnung, so Wählerinnen und Wähler von der FPÖ zu kriegen, geht seit Monaten bei der ÖVP nicht auf und für die SPÖ geht so eine Taktik schon gar nicht auf.

oe24.TV: Sie meinen jetzt den Kurs von Doskozil? Seine Mitstreiter meinen, Sie seien schuld, weil die Mitgliederbefragung zeitnah zu Salzburg sei.

Rendi-Wagner: Um Wahlen zu gewinnen, braucht es eine konsequente Haltung, Geschlossenheit und ein Vertreten unserer Kernthemen – das heißt eine glaubwürdige soziale Politik. Dafür stehen wir seit 134 Jahren. Und zur Mitgliederbefragung und dem Zeitpunkt: Es war schon Doskozil, der via Brief an alle Medien und den Vorstand eben diese gefordert hatte. Und Umfragen in Ihrer Zeitung zeigen ja, dass die Bundes-SPÖ derzeit bei 26 % und gleichauf mit der FPÖ liegt. Weil wir uns eben auf Bundesebene auf Anti-Teuerungsmaßnahmen konzentrieren und uns klar von der FPÖ abgrenzen.

oe24.TV: Sie beklagen, dass Sie wegen Querschüssen nicht erfolgreich gewesen seien. Hätten Sie das als Chefin nicht unter Kontrolle bringen müssen?

Rendi-Wagner: Ich hätte wohl früher mit jenen Verbündeten, die solidarisch und loyal sind, früher auf eine Klärung pochen und vielleicht auf den Tisch hauen sollen. Als Vorsitzende war mein Ziel, dass alles harmonisch ist und man sich auf politische Inhalte und Arbeit konzentriert. Leider hat es da manchen meiner Kritiker auch an Ehrlichkeit gefehlt. Aber dafür lernt man die ehrlichen Mitglieder umso mehr schätzen.

oe24.TV: Vier ehemalige Kanzler haben sich für Sie ausgesprochen – die Burgenländer sagen, Sie seien Kandidatin der Parteielite. Was sagen Sie dazu?

Rendi-Wagner: Ich find das schon sehr vermessen von den Burgenländern, das zu behaupten. Da handelt es sich doch um Persönlichkeiten, die ihr Leben in den Dienst der Partei gestellt haben und die viel für Österreich weitergebracht haben. Und wir alle sind eine sozialdemokratische Familie.

oe24.TV: Haupterzählung der Doskozil-Anhänger ist ja, er sei der Einzige, der Schwarz-Blau verhindern kann. Und Sie nicht.

Rendi-Wagner: Wenn diese Theorie stimmen würde, dass ein rechterer sozialdemokratischer Kurs eines Hans Peter Doskozil die FPÖ verhindern könnte, dann wäre ja die niederösterreichische Landtagswahl, dann wären auch in Salzburg am Sonntag die Wahlen anders ausgegangen. Weil beide – sowohl Schnabl als auch der Spitzenkandidat in Salzburg – sind eindeutige Verfechter der Doskozil-Politik. Aber es gibt große Verluste für die SPÖ, einen Verlust an Glaubwürdigkeit. Und wer hat profitiert? Die FPÖ hat davon profitiert, weil die FPÖ immer rechter sein kann als die Sozialdemokratie.

oe24.TV: Zur Mitgliederbefragung: Was ist, wenn die Kandidaten bei der Befragung sehr eng beieinanderliegen?

Rendi-Wagner: Es ist jedem Kandidaten unbenommen, persönlich zu entscheiden, wie man mit einem Ergebnis umgeht. Hans Peter Doskozil und ich haben das für uns geäußert und Andreas Babler hat das für sich festgelegt. Er hätte auch das Recht, als Dritter beim Parteitag zu kandidieren.

oe24.TV: Sie bleiben dabei? Wenn Sie Nr. 2 werden , dann ziehen Sie sich aus der Politik zurück?

Rendi-Wagner: Ja ich bin jemand, der sehr klar und ehrlich die Dinge auf den Tisch legt: Sollte ich die Befragung nicht gewinnen, sollte ich das Vertrauen nicht bekommen, dann kommt es zu einem ehrlichen Schlussstrich.

oe24.TV: Und wenn Sie gewinnen? Wie wollen Sie dann die zerstrittene Partei einen?

Rendi-Wagner: Wenn ich das Vertrauen bekomme und am 3. Juni vom Parteitag bestätigt werde, dann werde ich die zwei Herausforderer zu einem Essen einladen – es geht dann darum, gemeinsam weiterzugehen, weil unser Erfolg liegt in der Geschlossenheit.

oe24.TV: Sie würden im Fall eines Sieges Ihr Team verbreitern?

Rendi-Wagner: Ja.

oe24.TV: Wie soll das genau aussehen?

Rendi-Wagner: Unsere Aufgabe muss sein, dass wir nach dem 3. Juni sagen: Jetzt geht alles Richtung Nationalratswahl. Mein Plan ist, dass wir uns sichtbar breiter aufstellen, dazu zählt ein zweiter Bundesgeschäftsführer oder eine zweite Bundesgeschäftsführerin. 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.