Angesichts des Ampeldurcheinanders gerät Minister Anschober unter Druck.
Am kommenden Donnerstag wird die neue Ampel gestellt. Nach dem Chaos der ersten Schaltung ist Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) enorm unter Druck.
Und zwar vor allem aus seinem Heimatbundesland Oberösterreich. Grund: Die Ampel für Linz wurde auf Gelb gestellt, obwohl es zehn (!) Städte bzw. Regionen gibt, die schlechtere Zahlen haben. Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) hat Anschober bereits die Meinung gesagt. Er erwartet sich für Donnerstag eine „nachvollziehbare“ Entscheidung. Und der Linzer SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger verwies auf die sinkenden Zahlen in seiner Stadt: „Nur jeder 4.000ste Linzer ist infiziert.“
Blockade im Bundesrat immer wahrscheinlicher
In Wien ist für Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) der Ampelentscheid politisch zu sehen, er verwies auf Wr. Neustadt, das noch schlechter liege – aber einen VP-Bürgermeister habe. Stadtchef Michael Ludwig will derzeit aber nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen.
Im Burgenland von Hans Peter Doskozil ist man zum Widerstand entschlossen: Hatte SPÖ-Klubvize Jörg Leichtfried eine Blockade des Covid-Gesetzes und damit der Ampel im Bundesrat von Verhandlungen abhängig gemacht, ist für SPÖ-Burgenland-Geschäftsführer Roland Fürst klar: „Die SPÖ-Bundesräte werden so ein Pfuschgesetz im Bundesrat ablehnen.“
Nagl gelassen
Cool nimmt das Ampelgelb indes der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl: Dass man ihn nicht informiert habe, sei „ärgerlich“, sonst sehe er die Entscheidung sportlich: „Es ist eine Vorwarnstufe.“
Unverständnis bei Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer
OÖ-Chef Stelzer: "Habe ihm die Meinung gesagt"
ÖSTERREICH: Ist Ihr Zorn nach dem Ampelgelb für Linz schon verraucht?
Thomas Stelzer: Na ja, ich hätte ja nichts gegen eine Gelbschaltung, wenn sie nachvollziehbar wäre. Das ist sie aber in diesem Fall nicht. Bis heute konnte mir keiner erklären, warum Linz gelb wurde. Wir hatten ja eine Maskenpflicht bis letzten Freitag, deswegen sind ja die Zahlen gesunken. Entscheidungen müssen nachvollziehbar sein. Das habe ich dem Gesundheitsminister deutlich gesagt.
ÖSTERREICH: Laut auch?
Stelzer: Deutlich.
ÖSTERREICH: Was erwarten Sie sich für die nächste Ampel am Donnerstag?
Stelzer: Eben eine nachvollziehbare Entscheidung. Dass wir keine gesetzliche Grundlage haben und eine Verordnung zu den Masken nur angekündigt ist, ist auch dafür prädestiniert, für Verunsicherung zu sorgen. Wie gesagt: Ich bin für eine Ampel – die muss aber auch verstanden werden. (gü)
Diesen drei Regionen droht auch Gelb
Bei der nächsten Ampelschaltung drohen weitere „Gelb-Fälle“.
Wien. Am kommenden Donnerstag tagt die Ampelkommission erneut – Insider erwarten, dass es eher mehr gelbe Regionen gibt, als dass Regionen mit derzeit erhöhtem Risiko auf Grün gestuft werden. Hier die aussichtsreichsten Kandidaten:
■ Wiener Neustadt. Die zweitgrößte Stadt in NÖ hatte 44 Corona-Fälle auf 100.000 Einwohner und liegt damit schlechter als Wien (43). Die Cluster-Verfolgung liegt ebenfalls nur bei 58 % (Wien 62 %). Trotzdem war Wiener Neustadt zuletzt grün.
■ Eisenstadt-Umgebung kommt auf 35 Fälle pro 100.000 – hier ist zudem die Cluster-Verfolgung extrem schlecht: Nur 18 % der Infektionen sind nachvollziehbar.
■ Innsbruck hatte zuletzt 33 Fälle/100.000, aber steigende Zahlen.
(gü)