Hannes Androsch, Parade-Industrieller, über Energiekrise und Preisdeckelung.
ÖSTERREICH: Wie beurteilen Sie Arbeit der Regierung in der Energiekrise?
Hannes Androsch: Ich möchte mich nicht in den Chor der Regierungkritiker einreihen, schließlich sprechen die Umfragewerte für sich selbst. Fest steht aber, dass wir uns alle darauf einstellen, dass wir mit weniger Erdgas den Winter überbrücken müssen. Ein entsprechender Notfallplan dafür wäre überfällig. Dazu gehört auch, dass wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, die etwa die OMV hat. So beträgt der Anteil der OMV an norwegischem Erdgas 20 Terawatt-Stunden, das entspricht etwa dem Viertel des österreichischen Bedarfs. Das verkaufen wir aber anderswo. Wir bräuchten Pipeline-Kapazitäten, um dieses Gas zu uns zu bringen. Mittelfristig müssen wir alles ausbauen, was möglich ist – eigene Wasserkraft, Windkraft, Bezugsquellen aus anderen Ländern. Wir müssen die Energieeffizienz deutlich verbessern. Wir kommen beim Klimaschutz keinen Millimeter weiter.
ÖSTERREICH: Während des Erdölschocks hatten wir einen autofreien Tag. Wäre das auch heute wieder eine denkbare Lösung?
Androsch: Ja, ein autofreier Sonntag, ein autofreier Wochentag, das ist durchaus denkbar. Das waren damals Akutmaßnahmen, eine Art Notversorgung. Wir sind damals rasch mit dem Problem fertig geworden. Heute stehen wir besser da als damals, es wäre auch traurig, wenn das anders wäre.
ÖSTERREICH: NÖ-Landeshauptfrau Mikl-Leitner meinte jetzt, wir bräuchten eine Deckelung des Strompreises. Was halten Sie davon?
Androsch: Na ja, das ist eine kurzfristige Maßnahme, weil sie bloß das Problem verschiebt. Danach wird alles teurer. Preisdeckelung bedeutet letztlich Rationierung, das kennen wir aus der Nachkriegszeit.
ÖSTERREICH: Sie regten an, dass wir unsere Erdgasvorräte im Marchfeld aktivieren sollten – durch Fracking.
Androsch: Ja, das hat auch Mikl-Leitner vorgeschlagen, ist aber ein längfristiges Vorhaben.