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Neue Empfehlungen für Heime

Anschober: 'Großer Schritt in Richtung Normalisierung'

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Gesundheitsminister stellte weitere Lockerungen für Heimbewohner und Angehörige vor.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) stellte am Dienstag auch neue Lockerungsempfehlungen in Alters- und Pflegeheimen vor, die nun auf der Homepage des Ministeriums abrufbar sind. Das Ziel sei eine "schrittweise Rückkehr zu einer möglichst normalen Lebenssituation". Davon sei man in manchen Einrichtungen leider weit entfernt gewesen, so eine Bewohnervertreterin.
 
Susanne Jaquemar vom Vertretungsnetz betonte, dass es vor allem in den Zeiten des strengen Lockdowns, in denen Besuche in Alters-und Pflegeheimen zum Schutz vor Einschleppung von Covid-19 weitestgehend untersagt und die Bewegungsfreiheit der Bewohner massiv eingeschränkt waren, "zu sehr vielen Beschwerden" gekommen ist. Vielfach wurden etwa Spaziergänge unter Androhung von Isolationsmaßnahmen untersagt, der Rahmen des Heimaufenthaltsgesetzes wurde dabei mitunter verlassen: Für derartige Maßnahmen "gab es keine gesetzliche Grundlage", so Jaquemar.

Neuer Alltag

Auch nach der ersten Lockerung der Maßnahmen Anfang Mai habe es in manchen Regionen jedoch nur eine sehr zögerliche Rückkehr zur Normalität gegeben. Einzelne Einrichtungen würden die Freiheit von Bewohnern und Angehörigen noch immer stark beschneiden. Lockerungen müssten nun "endlich" auch Menschen in den Pflegeeinrichtungen erreichen. Alltägliche Besorgungen müssten "selbstverständlich möglich sein", und auch Treffen mit Angehörigen dürften nicht hinter Plexiglas und unter Beobachtung stattfinden, forderte Jaquemar, die die neuen Empfehlungen des Ministeriums als "ganz wichtigen Schritt in Richtung Alltag in normalisierten Umständen" wertete.
 
Anschober verwies darauf, dass vor den Lockerungen der Schutz der Heimbewohner oberste Priorität gehabt habe und Maßnahmen "aus der Sondersituation heraus" entstanden seien. Die Entschärfung der Vorgaben habe zu keinen negativen Auswirkungen auf die Infektionszahlen geführt, sei aber mitunter auch "unterschiedlich gelebt worden", so der Minister. Man werde sich diese Entwicklungen nun "gemeinsam anschauen müssen". Die neuen Empfehlungen seien ein "großer Schritt in Richtung Normalisierung" und auf Basis eines breiten Dialoges mit den Bundesländern entstanden und würden von dem Grundkonsens getragen, die Gleichberechtigung in der Gesellschaft wieder zu verbessern.
 
Es gelte aber weiter, Hygienepläne und die allgemeinen Schutzmaßnahmen wie das Abstandhalten oder den Verzicht auf das Händeschütteln oder Umarmungen einzuhalten. Die Einrichtungen seien auch weiter gefordert, "individuelle Risikoabschätzungen" vorzunehmen und eigene Konzepte für ihre Standorte zu erarbeiten. Zu einer weiteren Normalisierung soll es auch bei den Besuchszeiten kommen, Kinder dürften nun wieder bei einem Besuch dabei sein. Auch die Heimvertretungen könnten ihrer Tätigkeit wieder ungehindert nachgehen, so Anschober. Er gehe davon aus, dass "die (auch für Einrichtungen im Bereich der Behindertenhilfe neu formulierten, Anm.) Lockerungen auch gelebt werden", verwies jedoch darauf, dass man diese wieder überdenken könne, wenn sich das Infektionsgeschehen verschlechtere oder Infektionscluster vermehrt auftreten.
 

"Massive Dilemmasituation"

Für die Direktorin der Diakonie Österreich, Maria Katharina Moser, hat sich durch den Lockdown, aber auch die Lockerungen eine "massive Dilemmasituation" für die Betreiber der Einrichtungen ergeben. Die gesetzten Maßnahmen waren zwar "wichtig und richtig", hätten aber natürlich auch die Isolation verschärft. Eine solche Situation "verletzt die Seele" und demente Menschen können solche Vorkommnisse oft gar nicht verstehen. Wenn etwa beruhigende Besuche von Angehörigen wegfallen und Behandlungen nicht durchgeführt werden können, verschlechtere das auch die Situation insgesamt. Der "Kontakt per Skype ist nicht derselbe", zitierte Moser eine Angehörige.
 
Die nun vorgestellte Studie zu Covid-19 in Alters- und Pflegeheimen "hat uns klüger gemacht", nun brauche es aber auch eine Studie zu Langzeitfolgen. In puncto Gewährung von Freiheiten werde man leider "ohne Impfstoff immer etwas schuldig bleiben", sagte Moser, die vor einer wiederkehrenden "Medikalisierung" des Bereiches warnte. Hinsichtlich einer etwaigen zweiten Infektionswelle widersprach Moser Stimmen, die eine Art selektiven Lockdown für Risikogruppen in den Raum stellen: Ein Wegsperren von älteren Menschen "wäre eine moralische Katastrophe".
 
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