Moscheen-Schließungen

ATIB-Sprecher: Keine Radikalisierung in Moscheen

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'Wir Muslime sind der Spielball der Politik geworden.'

ATIB-Pressesprecher Yasar Ersoy stellt in Abrede, dass in ATIB-Einrichtungen türkische Propaganda oder islamistische Inhalte gepredigt werden: "Die Regierung soll mir bitte eine Moschee zeigen, von der Radikalisierung ausgeht", sagte er Freitagnachmittag gegenüber der APA. "Das gibt es nicht." Man wolle mit der Regierung gemeinsam eine Lösung finden, damit Imame künftig aus Österreich sind.

Von dem Medientermin von gleich vier Regierungsmitgliedern Freitagfrüh zeigte sich der Sprecher "überrascht". Dass die ATIB-Imame aus der Türkei bezahlt werden, sei kein neues Thema - seit Inkrafttreten des Auslandsfinanzierungsverbot habe man aber keine Lösung gefunden. "Wir haben das nie verheimlicht", meinte er nun. Es gebe in Österreich schlicht keine geeignete Imame-Ausbildung, aber einen gewissen Bedarf an Imamen, und deshalb müsse man auf türkische Beamte zurückgreifen, argumentierte der Sprecher.

Türkischer Präsidenten-Sprecher attackierte Regierung

ATIB beschäftigt laut dem Sprecher über 60 Imame, mehr als 40 sind nun von der Prüfung der Regierung betroffen. Einige Einrichtungen seien bereits ohne Imam, weil ihr Aufenthaltstitel nicht verlängert worden sei, bedauerte er. Betroffenen Imamen will man Rechtshilfe anbieten.

Die Aussage des türkischen Präsidenten-Sprechers, dass die Moschee-Schließungen und Imam-Ausweisungen ein Ausdruck "der islamophoben, rassistischen und diskriminierenden Welle, die durch dieses Land geht", seien, wollte Ersoy nicht teilen: "Ich bin kein Freund der Polarisierung und Pauschalisierung." Es brauche eine "sachliche Politik auf Augenhöhe", appellierte er an die Bundesregierung, "wir müssen zurück vom Gas gehen".

"Muslime sind Spielball der Politik geworden"

Ersoy findet, "wir Muslime sind der Spielball der Politik geworden". ATIB dagegen sehe sich als "Brückenbauer". Deshalb sei man auch an einer gemeinsamen "Lösung interessiert", sodass Imame künftig aus Österreich kommen und mit inländischen Mitteln finanziert werden, sah der Sprecher die Regierung gefordert.

ATIB fungiert als Dachverband von über 60 Vereinen mit mehr als 100.000 Mitgliedern und koordiniert die religiösen, sozialen und kulturellen Tätigkeiten der türkisch-islamischen Moscheegemeinden in Österreich. ATIB vertritt den sunnitischen Islam und stellt den Moscheegemeinden staatliche Imame aus der Türkei zur Verfügung. Der Verband gilt als verlängerter Arm der türkischen Religionsbehörde Diyanet und Erdogans AKP-Partei. Während man sich selbst eher als Kulturverein definiert, sehen Gegner die Organisation als Hort von Islamisten.

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