Tunnel-Alternative

Bahn soll über Brenner fahren

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Architekt Michael Prachensky hat eigene Pläne für den Brenner: Statt eines teuren Tunnels will er die bestehende Strecke einfach ausbauen.

Als „Milliardengrab überholter Technologie“ bezeichnet das Team um den Tiroler Architekten Michael Prachensky das Projekt des Brennerbasistunnels (BBT). Der Tunnel soll mit 55 Kilometern Länge nach Schätzungen bis etwa 2023 fertig sein und wird bis dahin die Anrainer in Schutt, Staub und noch mehr Lärm als bisher stürzen.

Prachenskys Alternative: Ein Aus- bzw. Umbau der bestehenden Bahnlinie über den Brenner. Statt der für den BBT veranschlagten sechs Milliarden Euro will Prachensky mit zwei Milliarden auskommen und nur einen 14 Kilometer langen Scheiteltunnel von Gries am Brenner bis Gossensass bauen. Knackpunkt dabei wäre die sogenannte Mammut-Lok, entwickelt von Rudolf Sommerer, der bei zahlreichen EU-Bahnprojekten als Berater tätig ist und sich als Entwickler von bimodalen Transportsystemen einen Namen gemacht hat. Denn auch Flachbahnen brauchen Zug- und Schubloks, wenn sie Züge von 500 bis 700 Metern Länge über den Brenner bringen sollen.

Für die neueste Generation der Lokomotiven wäre die Steigung mit langen Lkw-Zügen über den Brenner kein Problem. „Die BBT-Planer haben den Technologiesprung der Eisenbahn bezüglich moderner Zugmaschinen verschlafen“, kritisiert Prachensky, der den BBT als „fahrlässiges Verschwenden von Volksvermögen“ sieht.

Als Realisierungszeitraum für den Scheiteltunnel sind vier Jahre angedacht – allerdings ohne Planungsvorlauf und ohne die Genehmigungsverfahren. Im Vergleich dazu, meint Sommerer, „erkennt man erst, welche Meisterleistung der Ingenieurkunst die bestehende Brennereisenbahn von Innsbruck bis Bozen ist, die innerhalb von nur drei Jahren zwischen 1864 und 1867 errichtet wurde.“

Karl Bernd Quiring, seines Zeichens „österreichischer Akustikpapst“ und in der Projektgruppe für den Lärmschutz zuständig, präsentierte Transitröhren, die weder „sicht,- hör-, fühl-, oder riechbar sind“. Heute gebe es „technische Möglichkeiten, Lärm und Abgase entlang der Transitroute zu minimieren.“

Eine Kerbe, in die auch der Mediziner Raimund Margreiter schlägt: Der Lkw-Transit sei inzwischen „unerträglich und unverantwortbar“. Bereits im Mai 2006 hat er am Brenner über die Auswirkungen der durch den Transit hervorgerufenen Schadstoffe in der Luft referiert – und Feinstaub, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Benzol, Blei oder Cadmium werden seither immer mehr.

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