Bienensterben

Berlakovich weiter unter Druck

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Für Global 2000 war der Bienengipfel eine "bewusste Irreführung".

Die Neonicotinoide sind tot - es leben die Neonicotinoide. So oder ähnlich könnte man die Reaktionen auf den von Umweltminister Nikolaus Berlakovich (V) einberufenen "Bienengipfel" am gestrigen Dienstag bezeichnen. Während nämlich Berlakovich verkündete, nun ebenfalls dem Vorschlag der EU-Kommission, der die hochgiftigen Pestizide verbietet, zu folgen, hatte etwa die Umweltschutzorganisation Global 2000 für die Kehrtwende des Ministers nur Häme übrig - und weitere Kritik: Denn der Gipfel sei lediglich eine "skurrile Inszenierung" und eine "bewusste Irreführung" gewesen.

"Gaukler"
"Berlakovich will uns vorgaukeln, dass jetzt alles passt. Doch was die ÖVP am wenigsten möchte, sind weitere Pestizidverbote", ärgerte sich Global 2000-Umweltchemiker Helmut Burtscher am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien. Dass nämlich in Österreich trotz EU-Teilverboten auch zukünftig Neonicotinoid-gebeiztes Wintergetreide auf rund 350.000 Hektar Ackerfläche ausgebracht werden kann, sei "nicht akzeptabel und ökologisch unverantwortlich". Insgesamt gibt es laut Burtscher derzeit 46 Kulturarten in Österreich, die Neonicotinoid-Zulassungen haben - "und nur ein kleiner Teil ist von dem Verbot betroffen".

2011 sind Global-Angaben zufolge 9.772 Kilogramm Neonicotinoide in der Landwirtschaft zur Anwendung gekommen. Davon entfielen 4.103 Kilogramm auf Thiamethoxam, 3.008 Kilogramm auf Imidacloprid und 2.661 Kilogramm auf Clothianidin. Burtscher: "Neonicotinoide sind für Bienen etwa 7.000 Mal giftiger als das Insektizid DDT." Er rechnet vor: Bei zehn Tonnen pro Jahr und einer Gesamtackerfläche von 1,4 Millionen Hektar reiche die Giftmenge pro Quadratzentimeter aus, um 18 Bienen zu töten.

Und noch eine Zahl, bei der sich Burtscher die Haare rauft: 0,38. So viel Prozent betrage laut AGES, der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, der Anteil der geschädigten Bienenvölker in Österreich. Ganz abgesehen davon, dass der Wert falsch sei, werde er auch in der 200-seitigen Melissa-Studie kein einziges Mal erwähnt. Der Umweltchemiker bezeichnete die 0,38 Prozent als "völlig unzulänglichen Statistik-Trick".

Dennoch setzt Burtscher viel Hoffnung in den parlamentarischen Umweltausschuss, in dem am 15. Mai ein vom Grünen Abgeordneten Wolfgang Pirklhuber eingebrachter Antrag zur Abstimmung kommt, der das Ausbringen von Neonicotinoid-gebeiztem Wintergetreide verbieten will: "Die ÖVP hat eine Kehrtwende bezüglich der Pestizid-Verbote versprochen. Am 14. Mai wird sie – ebenso wie die anderen Parlamentsparteien – ihr wahres Gesicht zeigen und Farbe bekennen müssen." Deutschland habe ein entsprechendes Verbot bereits 2009 zum Schutz der Bienen umgesetzt.

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