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Gespräch mit Wolf

Bewegender Flüchtlings-Auftritt in ZiB2

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In der Nachrichtensendung kam ein syrischer Flüchtling zu Wort.

Die Asyl-Debatte bestimmt derzeit die Nachrichten in Österreich. Viel wird über Flüchtlinge gesprochen und geschrieben, in der "Zib 2" am Dienstag kam jetzt ein Flüchtling zu Wort. Issa Dada, ein geflohener syrischer Richter, der jetzt in Kirchschlag in Oberösterreich lebt, stellte sich den Fragen von Armin Wolf. Es war ein bewegender Auftritt, über den heute ganz Österreich spricht.

Das Interview im Wortlaut

Armin Wolf: Issa Dada ist jetzt bei mir im Studio. Wir wollten heute einmal nicht nur über Flüchtlinge, sondern mit einem Flüchtling in Österreich sprechen. Guten Abend, vielen Dank fürs Kommen.
Issa Dada: Guten Abend.
Wolf: Herr Dada, sie sind seit drei Jahren in Österreich, 10 Monate später ist dann ihre Familie nachgekommen. Wie wurden sie denn in Österreich aufgenommen?
Dada: Ich muss ganz ehrlich sagen, viele Österreicher, haben mir geholfen. Sie waren mit mir sehr nett. Manche Leute sind weniger unfreundlich. Aber allgemein kann ich sagen, viele Österreicher unterstützen mich.
Wolf: Sie waren in Syrien Richter in der Stadt Aleppo, die heute fast völlig zerstört ist. Sie sind dann in die Türkei geflüchtet. Warum dann ausgerechnet weiter nach Österreich?
Dada: Wenn man ein Kampfgebiet verlässt, sucht man ein besseres Land. Wo Frieden ist, wo das Sozialsystem besser ist, wo es Demokratie gibt. In der Türkei sieht man jetzt, dass es auch viele Probleme gibt. Ich wollte einfach - ich und meine Familie, wir wollten einfach in Frieden leben.
Wolf: Wie gut war denn ihr Deutsch, als sie hier angekommen sind?
Dada: Ich konnte gar nicht Deutschsprechen.
Wolf: Gar nicht?
Dada: Nein gar nicht, weil die zweite Sprache in Syrien ist Englisch in der Schule und an der Universität und ich habe hier von Anfang an Deutsch gelernt.
Wolf: Jetzt sind sie auf Facebook sehr aktiv, beteiligen sich auch eifrig an Debatten über Flüchtlinge. Und da liest man auch ganz viele skeptische Argumente und man liest auch immer wieder 'Warum flüchten Menschen aus Syrien oder auch aus Irak nach Europa und nicht in reiche arabische und islamische Länder in der Nachbarschaft?'
Dada: Ja, Geld ist nicht alles. Ja, es gibt viel Geld in arabischen Ländern, aber es gibt keine Demokratie.
Wolf: Jetzt sagen viele Österreicher aber auch, es gibt mehr als 20 Millionen Syrer und wir können nicht alle aufnehmen, die aus Syrien oder Nordafrika zu uns wollen. Was antworten sie darauf?
Dada: Ich kann sagen, es werden nicht 20 Millionen Syrer nach Österreich kommen. Wir sollen nicht die Syrer nach Österreich bringen. Aber wer den Weg nach Österreich geschafft und ein so gefährliches Leben erlebt hat - es ist sehr schwer nach Österreich zu kommen - also illegal zu Fuß, mit dem Schiff - es ist sehr schwierig. Wer es nach Österreich geschafft hat, ich glaube, die Menschlichkeit sagt, dass wir diesen Menschen helfen sollen.
Wolf: Jetzt sind sie damals alleine nach Österreich gekommen. Ihre damals schwangere Frau und ihre Tochter sind erst ein knappes Jahr später nach Österreich gekommen. Und auch das ist etwas, was viele Menschen kritisieren, die sagen, es kommen fast nur Männer und die sollten doch eigentlich schauen, dass ihre Familien mitkommen oder sogar schauen, dass ihre Familien voran kommen und nicht die Männer alleine gehen.
Dada: Das stimmt nicht. Männer kommen, weil Männer körperlich stärker sind als Frauen und Kinder. Der Weg nach Europa ist gefährlich und schwer. Manche sagen, dass wir unsere Familien und Frauen im Stich lassen, aber das stimmt nicht. Als ich nach Österreich gekommen bin, habe ich drei Mal versucht mit meiner Frau und meinen Kindern nach Österreich zu kommen, aber die Polizei hat uns erwischt. Der Schlepper hat dann gesagt, es ist unmöglich, dass ich und meine Familie nach Österreich kommen. Zuerst komme ich nach Österreich - das war seine Idee - und in zwei Wochen kommt meine Familie. Ich sage, ich habe meine Frau und meine Familie nicht im Stich gelassen. Aber im Krieg ist alles Durcheinander und schwierig und man kann nicht alles richtig entscheiden.
Wolf: Was mussten sie denn für den Schlepper bezahlen?
Dada: Insgesamt hat es mich etwa 25.000 Euro gekostet.
Wolf: Sie sind Jurist, waren Richter in Syrien. Dieses Amt können sie aber in Österreich natürlich nicht ausüben. Sie leben in Oberösterreich von der Mindestsicherung. Jetzt werden vielleicht manche Zuseher sagen, wenn sie sich 25. 000 Euro für einen Schlepper leisten können, warum sollen Österreicher für sie die Mindestsicherung bezahlen.
Dada: Stellen sie sich vor - hoffentlich nicht - in Österreich bricht ein Krieg aus und ein Richter aus Österreich muss in ein anderes Land fliehen. Kann er in einer kurzen Zeit, die Sprache lernen, die Kultur und das Gesetz. Ich weiß, dass er nicht arbeiten kann. Das ist das Erste, das zweite: Wie habe ich 25.000 Euro bezahlt? Ich habe Geld von meinem Bruder genommen, mein Auto verkauft und Geld ausgeborgt.
Wolf: Jetzt hat die Innenministerin in Österreich vorgeschlagen, weil so viele Flüchtlinge kommen, soll man ein Asylrecht auf Zeit einführen. Das heißt, Flüchtlinge, Kriegsflüchtlinge dürfen in Österreich bleiben, solange in ihrer Heimat Krieg ist. Wenn der Krieg aber vorbei ist, dann sollen sie wieder zurückgehen. Haben sie vor, nach Syrien zurückzugehen?
Dada: Ich respektiere ihre Meinung, aber das ist unfair. Das ist Ungerechtigkeit. Wenn ich hier die Sprache lerne und mich an die Gesellschaft anpasse, wenn ich Arbeit suche und vielleicht auch Arbeit finde und meine Kinder - z.B. meine Tochter spricht Deutsch, sie ist gerne in Österreich, sie spricht besser Deutsch als ich. Wenn ich in drei Jahren zu meiner Tochter sage, 'Wir müssen nach Syrien' - Es ist wirklich nicht gut, wenn wir die Leute, die sich hier anpassen und keine kriminellen Leute sind, zurückschicken.

Das ganze Video finden Sie unter tvthek.orf.at

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