Caritas warnt vor Totsparen

Küberl: »Steuern auf Einkommen senken«

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Caritas-Chef Franz Küberl im großen ÖSTERREICH-Interview.

Zur Finanzierung des Sozialstaats sollen Vermögenszuwächse besteuert werden. Steuern auf Arbeit sollen sinken, sagt Caritas-Chef Küberl im ÖSTERREICH-Interview:

ÖSTERREICH: Die Regierung verhandelt ein Sparpaket. Fürchten Sie Sozialkürzungen?
Franz Küberl: Einsparungen im Sozialbereich wird es natürlich geben. Dabei muss man aber unterscheiden zwischen Gewohnheitsrechten und Bereichen, wo es um die Existenzgrundlage geht. Sparen darf nicht Totsparen heißen. Man muss auch auf der anderen Seite Jobs schaffen.
ÖSTERREICH: Sie selbst fordern ja eine Erbschaftssteuer zur Finanzierung der Pflege.
Küberl: Eine reformierte Erbschaftssteuer, ja. Und eine Vermögenszuwachssteuer vor dem Hintergrund, dass die Zuwächse von Arbeitseinkommen sehr hoch besteuert werden, Vermögenszuwächse weniger. Da braucht es Gerechtigkeit. Es wäre gescheiter, die Arbeitseinkommen würden weniger besteuert.
ÖSTERREICH: Laut Armutsbericht ist die Armut hierzulande groß wie nie. Was läuft schief?
Küberl: 511.000 Menschen können sich Miete, Heizen oder ähnliches nicht leisten. Das verstehe ich bei einem reichen Land wie Österreich nicht. Das Problem ist, dass man denen in der unteren Schicht oft selbst die Schuld zuschiebt, dass sie arm sind. Das ist eine Frage der Reichen, die Angst um ihr Gerstl haben. Dabei zeigt uns die Geburt Jesus’, dass jeder Mensch gleich viel wert ist: und zwar mehr als ein Aktiendepot.
ÖSTERREICH: Bekämpft die Mindestsicherung die Armut?
Küberl: Einiges wurde besser: der Rechtsanspruch, die Krankenversicherung. Aber der große Wurf ist es nicht. Es gibt weniger Bezieher von Mindestsicherung als es früher Sozialhilfebezieher gab. Eine ungeklärte Frage ist der Wohnkostenanteil, 190 von insgesamt nur 750 Euro. Dabei ist das Wohnen samt Nebenkosten beträchtlich teurer geworden. Gleichzeitig sparen die Länder bei der Wohnbeihilfe.

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