Der PR-Berater soll im Wahlkampf die Übersetzerin von Tal Silberstein unter Druck gesetzt haben
Der PR-Berater und Kabarettist Rudolf Fußi hat sich am Dienstag am Wiener Landesgericht in seinem Prozess wegen Nötigung nicht schuldig bekannt. Er räumte ein, im letztjährigen Nationalratswahlkampf einer damaligen SPÖ-Mitarbeiterin mehrere WhatsApp-Nachrichten geschickt zu haben. Er habe sie damit aber nicht unter Druck setzen, sondern ihr helfen wollen bzw. seinem Unmut Ausdruck verliehen.
Dass seine Diktion nicht unbedingt höflich war, gestand Fußi zu. Das sei Ausdruck seiner tiefen Enttäuschung gewesen. Einerseits sei er mit der jungen Frau befreundet und daher persönlich betroffen gewesen, andererseits habe diese "Hochverrat" an der SPÖ bzw. dem damaligen Bundeskanzler und Spitzenkandidaten Christian Kern begangen.
Silberstein-Affäre
Hintergrund des Ganzen war die sogenannte Silberstein-Affäre, die Kern wenige Wochen vor der Nationalratswahl in die Bredouille gebracht hatte. In diesem Zusammenhang waren etliche interne Mails aus dem Wahlkampfteam der SPÖ an die Öffentlichkeit gelangt. Für Fußi war klar, dass nur die Übersetzerin von Tal Silberstein die vertraulichen Inhalte geleakt haben konnte, nachdem dieser in Israel festgenommen worden war und sie selbst plötzlich ohne Job da stand, wie er nun in seiner Verhandlung bekräftigte.
"Es kann nur sie gewesen sein", gab Fußi zu Protokoll. Für ihn sei "eine Welt zusammengebrochen". Es sei "keine lustige Sache, wenn man seine eigenen Mails an den Bundeskanzler in der Zeitung liest". Er habe verstehen wollen, weshalb die Frau "den Vertrauensbruch" bzw. "den Hochverrat begangen" habe und die Mails an die ÖVP weiterreichte, nachdem sie nach Verlust ihrer Tätigkeit für Silberstein nicht in der Wahlkampf-Agentur der SPÖ untergekommen sei.
Sie sei "entweder erpresst oder von jemandem unter Druck gesetzt worden" und hätte "Akten aus dem Innersten der Sozialdemokratischen Partei, aus dem Innersten des Bundeskriminalamts" an "den politischen Gegner verkauft", behauptete Fußi: "Es muss dafür eine Gegenleistung gegeben haben. Warum sollte sonst jemand so etwas tun?" In weiterer Folge hätte "ein ÖVP-Berater oder ein ÖVP-naher Berater" die Nachrichten den Medien zugespielt, zeigte sich Fußi überzeugt.
Fußi war "wahnsinnig sauer"
"Bekenne offen, an wen du es gegeben hast und was du dafür bekommen hast" - das wollte Rudolf Fußi seinen Angaben zufolge mit seinen WhatsApp-Nachrichten erreichen. "Es war allen ein Rätsel, warum sie das gemacht hat", meinte er über die ehemalige Silberstein-Übersetzerin.
Er selbst habe sich "in einer emotionalen Ausnahmesituation" befunden: "Ich war wahnsinnig sauer, weil Diskretion in meinem Beruf das absolute A und O ist." Nachdem auch seine interne Mails an die Öffentlichkeit gelangt waren, hätte er einen Kunden verloren, offenbarte Fußi.
SPÖ-Berater
Fußi war von der SPÖ als Berater und Redenschreiber angeheuert worden. Kanzler Kern sei von ihm "begeistert" gewesen, verriet der PR-Berater Richter Wolfgang Etl. Er sei seitens der SPÖ engagiert worden, weil man "mit der Rede für den Plan A nicht weitergekommen ist". Man habe ihn ersucht, "Verantwortung zu übernehmen und die Rede schreiben", erzählte Fußi. Das habe er dann "in einem Zug" erledigt. Außerdem habe er das Mediencoaching für Kern übernommen. Honorar habe er für seine Tätigkeit keine bekommen, erklärte Fußi. Er habe das "zurückgewiesen, weil ich meine Unabhängigkeit bewahren wollte".
Inkriminiert sind eine Reihe von WhatsApp-Nachrichten, die zunächst die "Kronen Zeitung" veröffentlicht hatte. "Egal, was dir die ÖVP dafür gegeben hat. Ich gebe dir das Doppelte und sorge dafür, dass dir rechtlich nichts passieren wird", schrieb Fußi zunächst. Die Frau sollte "auspacken" und öffentlich zugeben, das Leak zu sein, dann werde er sie "schützen", schlug er ihr vor. Als die Frau nicht in seinem Sinne reagierte, wurde Fußi unfreundlicher: "Sie (die SPÖ, Anm.) haben deine Telefonprotokolle. Und klagen dir den Arsch weg. [...] Sie werden nie eine Ruhe geben. Morgen Deal oder ich kann dir nicht mehr helfen." Zuletzt hieß es dann: "Du kommst da auch nimmer raus. Du bist die Einzige, die alle Mails bekommen hat. Glaub mir, so ein Leben willst nicht führen. Oder glaubst du, die Partei lässt dich in Ruhe, wenn du sie versenkst? Die klagen dich in Grund und Boden und zerren dich durch die Arena."