Bürgermeister Klaus Luger ist 'entsetzt' und spricht von einem 'Murks'.
Höchst verärgert hat sich der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) am Freitag gezeigt, nachdem Linz auf der neuen Corona-Ampel auf "Gelb" geschaltet wurde. "Wir werden aufgrund dieses obskuren Ampelkonstrukts keine wie immer gearteten Verschärfungen durchführen", kündigte er in einer Pressekonferenz an.
Für ihn ist die "Farbgebung absolut nicht nachvollziehbar und steht in keiner Relation zur Realität in der Stadt". "Wir waren einigermaßen überrascht, um nicht zu sagen entsetzt", sagte Luger. Er sieht ein "sehr willkürliches Instrument" und einen "veritablen Fehlstart" der Ampel, salopp gesagt einen "Murks".
Luger würde Ampel "aus dem Verkehr ziehen"
Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) forderte die Bundesregierung auf, die Ampel "aus dem Verkehr zu ziehen". Zudem kritisierte er, dass man nicht wisse, wer die Experten seien, die hinter der Ampel stehen. Dass man nun keine Verschärfungen vornehme, sei mit dem Land akkordiert, versicherte der Linzer Bürgermeister.
Die politische Bewertung des Landeshauptmanns werde vielleicht anders ausfallen als seine eigene, räumte Luger ein, aber inhaltlich sei man sich einig, dass Gelb für Linz nicht gerechtfertigt sei. In den vergangenen zehn Tagen sei die Zahl der Erkrankten in der Stadt von 82 auf 59 kontinuierlich gesunken, rechnete er vor. Die Zahl von 59 Infizierten entstammt der Statistik der Stadt, jene des Landes weist - ebenfalls für Freitag früh - 70 aus. Die Differenz erklärt man bei der Stadt mit unterschiedlich rascher Einmeldung etwa von Gesundschreibungen.
Wenn man den Maßstab von Deutschland anlegt, wo 50 Infizierte pro 100.000 Einwohner als Grenze gelten, wäre man mit 30 Erkrankten pro 100.000 Einwohnern in Linz "safe", meinte Luger. Im Bezirksranking - gemessen an der Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen - liege Linz bundesweit auf Platz 32, viele weiter vorne gereihte Bezirke seien auf der Ampel grün. Man müsse auch das Umfeld betrachten, betonte der Bürgermeister, so seien von den 250 Intensivbetten in Oberösterreich derzeit drei belegt, "kein einziges von einem Linzer oder einer Linzerin".
Kritik an der Regierung
Auch Gesundheitsstadtrat Michael Raml (FPÖ) kann die Schaltung nicht nachvollziehen: 59 Infizierte auf rund 207.000 Einwohner seien rund 0,3 Promille, "bei so einem niedrigen Wert würde einem nicht einmal der Führerschein entzogen". Er forderte Transparenz von der Bundesregierung und kritisierte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).
Luger warnte vor einer Verunsicherung der Bevölkerung. Man müsse lernen mit dem Virus zu leben. "Beim Lock-down habe ich die Maßnahmen der Bundesregierung nicht nur mitgetragen, weil ich es musste, sondern weil ich sie für richtig hielt", betonte er. Aber in diesem Fall sehe er das anders. Nachsatz: Es könne durchaus in einigen Tagen anders sein, wenn sich die Infektionslage ändere.
Linz zählt knapp 208.000 Einwohner. Mehr Leute als in der oö. Landeshauptstadt wohnen, arbeiten hier: Rund 220.000 haben in Linz einen Job, etwa die Hälfte - also 110.000 - davon pendeln ein. Das schlägt sich auch im regen Verkehrsaufkommen nieder, inklusive Wirtschafts- und Freizeitverkehr wird die Stadtgrenze täglich 300.000 Mal überquert. Im Schuljahr 2019/20 besuchten rund 13.600 Schüler eine Pflichtschule in Linz, rund 10.400 allgemein bildende höhere Schulen. Die Johannes Kepler Universität zählte im vergangenen Wintersemester knapp 19.500 Studien von ordentlichen Hörern. Sie alle sind vorerst nicht von verschärften Maßnahmen betroffen.