Wiens Bürgermeister merkte an, dass die Bundesregierung ''die Bevölkerung nicht durch eine permanente Hü-Hott Politik verunsichern und irritieren'' dürfe.
Wien. Die Wiedereinführung der Maskenpflicht hat der Regierung scharfe Kritik eingetragen. Seitens der Opposition zeigten sich NEOS verärgert über den wechselhaften Kurs in der Pandemiebekämpfung. Die SPÖ hielt der Regierung vor, dass die Verantwortung dafür auf "falsche Prognosen" abschieben wolle. Die FPÖ kritisierte die wieder aufgenommene Corona-Schutzmaßnahme an sich.
Weitgehend zurückhaltend zeigten sich am Freitag die Bundesländer. So wollte Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP), Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz, am Freitagabend angesichts vieler offener Fragen kein Statement abgeben. Man wolle den konkreten Verordnungstext abwarten, bevor man sich äußere, hieß es aus Wallners Büro gegenüber der APA.
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) begrüßte via Facebook, "dass der Gesundheitsminister nun den Wiener Weg folgt" - mit dem kleinen Seitenhieb, dass es ihm immer wichtig gewesen sei, auf den Rat der Experten zu hören. Wien habe die Maskenpflicht nie abgeschafft. Aus Ludwigs Sicht kann deren bundesweite Wiedereinführung auch "nur ein erster Schritt" sein. In Wien werden kommende Woche die Besuche in Spitälern und Heimen limitiert und 2G-Plus vorgeschrieben, nach wie vor gilt en in der Gastronomie und Nachtgastronomie die 2G-Regel.
Ludwig kritisiert "Hü-Hott Politik"
Wiens Bürgermeister merkte zudem an, dass die Bundesregierung "die Bevölkerung nicht durch eine permanente Hü-Hott Politik verunsichern und irritieren" dürfe. SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher hielt der Regierung - verärgert über die Begründung des Gesundheitsministers - vor, dass sie "uns dieses Schlamassel eingebrockt hat. Nicht irgendwelche Modellrechnungen". In sämtlichen Gecko-Empfehlungen werde vor Öffnungen vor einem konstanten Sinken der Zahlen gewarnt. Aber die Regierung habe "in steigende Zahlen hinein einen 'Freedom-Day' veranstalten wollen, weil ihr die Inszenierung wichtiger ist, als die Expert*innen, die sie versucht haben vor dem Blödsinn zu warnen", meinte Kucher in einer Aussendung.
"Verärgert" zeigte sich NEOS-Pandemiesprecher Gerald Loacker über die neuerliche - "sehr spontan verkündete" - Änderung der Corona-Regeln. Die steigenden Zahlen seien schon bei der Verkündung der Öffnungsschritte vor zwei Wochen vorherzusehen gewesen - ebenso wisse mann, dass Masken schützen. "Wenn jede Woche alles anders ist, darf sich die Regierung nicht wundern, wenn niemand mehr die Maßnahmen mitträgt", stellte er fest - und kritisierte, dass "auch der dritte Gesundheitsminister orientierungslos durch die Pandemie taumelt".
Aus der FPÖ kam in einer Aussendung "heftige Kritik" an der Wiedereinführung des "Maskenzwangs". Der neue Gesundheitsminister habe "offenbar vor den Corona-Hysterikern und den um ihre Bildschirmpräsenz fürchtenden 'Experten' kapituliert", meinte Parteichef Herbert Kickl. Aus seiner Sicht wurden die Corona-Richtlinien "völlig evidenzbefreit und ohne Not verschärft". Denn "trotz der exzessivem Testen geschuldeten hohen Zahlen an positiven Testergebnissen sei eine Überlastung der Spitäler nicht einmal ansatzweise vorhanden oder zu befürchten", befand Kickl.
Handel akzeptiert Rückkehr zur FFP2-Maske
Der Handel akzeptierte die Rückkehr zur FFP2-Maske angesichts der steigenden Infektionszahlen - schon "um Ausfälle unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu begrenzen", wie Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), betonte. Er verwies in einer Aussendung aber auch darauf, dass die Lage für den Handel, verschärft durch den Ukraine-Krieg, immer noch sehr schwierig sei.
Für den Handelsverband ist die neuerliche generelle Maskenpflicht "zumindest das geringere Übel". Mit FFP2-Maske sei der Einkauf, wie unzählige Studien zeigten, sicher. Gelten müsse die Pflicht auch in der Nachtgastronomie, merkte Geschäftsführer Rainer Will an, "sonst verfehlt die Maßnahme ihre Wirkung". Zudem plädierte er für eine Änderung der Quarantänebestimmungen - leide der Handel doch auch unter den Personausfällen. Will bekräftigte den Vorschlag der verpflichtenden Freitestung nach für infizierte Arbeitnehmer nach fünf Tagen.